Zur Verwunderung vieler ist Chemnitz zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025 ernannt worden. Vor wenigen Jahren hatte die Stadt wegen rassistischer Ausschreitungen von organisierten Neonazis und ganz durchschnittlichen Einwohnern internationale Bekanntheit erlangt. Darüber, wie das zusammengeht, sprach die »Jungle World« mit dem Chemnitzer Humangeographen und Stadtforscher Dominik Intelmann.
Als besonderes Merkmal, mit dem Chemnitz als diesjährige europäische Kulturhauptstadt aufwarten will, hat die Stadt die »Kultur der Macher« auserkoren. Besonders die Garage, der Ort der Einsamkeit und des Alkoholkonsums, an dem manche Ostdeutsche schon an Gefährlicherem als kaputten Haushaltsgeräten bastelten, soll dafür sinnbildlich stehen.
Zur Eröffnung der Kulturhauptstadt Chemnitz am 18. Januar rief die rechtsextreme Partei Freie Sachsen zur Demonstration auf. Unter dem Motto »Das ist unsere Stadt! – Wir wollen Sicherheit, Frieden und Freiheit« versammelten sich etwa 400 Personen um gegen den Verlust »deutscher Kultur« zu protestieren. Junge Neonazis führten den Zug an.
Europäische Kulturhauptstädte sollten einst das Image der Europäischen Gemeinschaft aufpolieren. Heutzutage bekommen den Titel oft ehemalige Industriestädte, die auf einen Entwicklungsschub dank Kulturevents und Kreativwirtschaft hoffen. Die diesjährige Kulturhauptstadt Chemnitz will ganz nebenbei auch noch ihr rechtes Image abstreifen.