Linke und Muslime nehmen Islamisten in Schutz

Subalterner Terror

Wenn Islamisten morden, nehmen Linke und Muslime sie oft in Schutz und sprechen sie von der Verantwortung für ihre Taten frei. Schuld an dieser Unmündigkeit der Killer soll dann der Westen sein.
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Am 7. Oktober gelang es der Hamas, kilometerweit nach Israel einzudringen. Erst Tage später sollte das ganze Ausmaß des Terrors klar werden, die Jihadisten töteten mehr als 1 000 Zivilist:innen. Es erinnert an den August 2014, als man schockiert vor dem Fernseher saß und sich die Frage stellen musste, ob diese Terrororganisation namens Daesh, auf Deutsch als »Islamischer Staat« (IS) bekannt, alle kurdischen Gebiete einnehmen könne.

Damals beging der IS nicht nur an denen Gräueltaten, die sich ihm entgegenstellten, sondern auch an jenen, die ihm als ungläubig galten. Von vielen Freunden und Bekannten sollte man in den ersten Stunden nach der Todesmeldung nicht einmal wissen, ob man ihre Leichen »ganz« zurückbekäme, weil der IS enorme Freude daran empfand, seine Opfer zu enthaupten, ihre Leichen zu schänden und Videos davon zu machen.

Der Anblick der Videos aus den überfallenen Kibbuzim lässt diese Erinnerungen zurückkehren. Man sieht tote Zivilist:innen in Autos, die noch rollen, Enthauptungsvideos und nicht zuletzt die Zurschaustellung weiblicher Opfer, deren Körper öffentlich geschändet und misshandelt werden. Alsbald tat sich eine weitere Parallele auf: Die Opfer des Islamismus sollten alleinbleiben. Seit Tagen läuft die palästinensische Desinformationsmaschine auf Hochtouren, die Stimmen der Opfer von islamistischem Terror kommen dagegen kaum an.

Als der IS 2014 seinen Siegeszug antrat, agierte die Gruppe »Lies« mit ihren Koranverteilungs- und Missionierungskampagnen noch legal in deutschen Innenstädten und rekrutierte Kämpfer für den IS. Dennoch lehnten manche Linke und Muslime ein Verbot dieser Organisation als »islamophob« ab. Da zog eine islamistische Mörderbande vergewaltigend, enthauptend und nach Genozid trachtend durch den Mittleren Osten und hierzulande diskutierte man, ob es von den kurdischen Kämpfer:innen nicht respektlos sei, die Flagge des IS, die das islamische Glaubensbekenntnis trägt, von Gebäuden zu reißen und zu verbrennen, wo sie Gebiete zurückerobert hatten. Oder ob es nicht Verrat sei, wenn die Kurden mit Unterstützung der USA gegen den IS vorgehen. Keine Empathie gab es für die Opfer des IS, für dessen Taten man hingegen schnell Entschuldigungen fand.

Dass diese Gräuel »weit entfernt« geschahen, machte keinen Unterschied. Auch die IS-Attentate in Europa wurden mit einem Schulterzucken kommentiert. Hinter vorgehaltener Hand sagte man: »Das sind die Toten der Privilegierten«, ungeachtet dessen, dass die meisten Opfer des Islamismus Muslime waren. So manche linke Gruppe argumentierte damals, dass der IS nur entstanden sei, weil die Sunniten im Irak marginalisiert wurden, dass also der Irak-Krieg schuld sei. Jetzt, wo man sehen kann, was »from the river to the sea« in der Praxis bedeutet, sind die Argumente ähnlich.

Es braucht eine antisemitische Dehumanisierung der Opfer und eine maßlose Viktimisierung der Täter, um noch nach so unvorstellbaren Taten zu beteuern, dass die Mörder für ihre Handlungen nicht verantwortlich seien. Das Blut der Opfer ist noch nicht trocken, noch kein Wort über sie verloren, da krakeelen die Ersten, man solle nicht überrascht sein, dass Dekolonialisierung auch erfordere, sich die Hände schmutzig zu machen.

So werden nicht nur die Taten jener gerechtfertigt, die sich bewusst entscheiden, nicht einen progressiven, sondern einen islamistischen Aufstand zu proben, es wird sogar im selben Atemzug geleugnet, dass sie mündige Subjekte ihrer Taten sind.

Im französischen Arras hat nun, Tage vor dem dritten Jahrestag des Mords an Samuel Paty, erneut ein Islamist einen Lehrer erstochen, und ein IS-Attentäter erschoss in Brüssel zwei Menschen. Jene Leute werden bestimmt auch dafür eine Entschuldigung finden, die irrwitzig genug ist, um den Tätern die Verantwortung zu nehmen und sogar Empathie für sie aufzubringen.

Mit diesen Leuten darüber zu reden, welche Podiumsdiskussion »islamophob« sei oder ob eine Palästina-Querfrontkundgebung in Neukölln zu Unrecht aufgelöst wurde, ist absurd, wenn in ihnen der live geschaltete Genozid an mehr als tausend Juden und die offene Kriegserklärung an Israel und seine Bürger:innen nichts ausgelöst hat.