Denkt nichts!

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Der letzte linke Student ist un­motiviert. Der letzte lin­ke Student ist so unmotiviert, dass er es nicht mal mehr schafft, sein besonderes Notizbuch aufzuschla­gen. Ja: der letzte linke Stu­dent ist sogar so unmotiviert, dass er sein besonderes Notizbuch gar nicht aufschlagen wird. Dabei: hat in dieser Woche die Uni wieder angefangen. Was bedeutet: dass Hunderte Studentin­nen und Studenten in die Uni hineinströmen. Das wiederum bedeutet: dass fleißig agitiert wer­den muss. Agitiert werden muss: damit die Schwei­ne vom RCDS und die desorientierten Jusos nicht wieder alle Studentinnen und Studenten verderben mit ihrer Meinung. Also ist es eigentlich: höchste Zeit, sich zu motivieren. Und: zu agitieren! Und: die Seelen aus dem Feuer zu holen.
Aber: der letzte linke Student agitiert nicht. Der letzte linke Student motiviert sich nicht. Ja: der letzte linke Student geht nicht einmal in die Uni. Und: seinem Tagwerk geht er auch nicht nach. Heißt: kein Aphorismus, keine Parole, kein schlauer Gedanke wird notiert. Nicht einmal ein Haiku bringt er zustande. Stattdessen: sitzt er nur so da. Und schaut: aus dem Fenster. Und was sieht er? Eine Wand aus Regen sieht er. Und was denkt er? Nichts denkt er. Er denkt nichts? Er denkt nichts. Gar: nichts. Ist er hirntot? Nein, er ist depressiv. Warum ist er depressiv? Der letzte linke Student ist depressiv, denn eben hat er noch etwas gedacht. Und was hat der letzte linke Student eben gedacht? Gedacht hat er: »Wenn das Wetter so scheiße bleibt, ergibt die Revolution auch keinen Sinn mehr.« Danach: hat er nichts mehr gedacht. Nur noch: ein bisschen gefühlt. Und auch wir sollten uns darüber klar werden, wofür wir eigentlich kämpfen und wogegen.