»Es gibt immer Bedrohungen«

Am vergangenen Wochenende fand in Berlin das erste Drag Festival statt. Die abschließende Party endete für einige Gäste schmerzhaft: Mehrere Männer schlugen sie auf offener Straße zusammen. Auf einem Auto der Täter soll sich ein Aufkleber der rechtsextremen türkischen »Grauen Wölfe« befunden haben. Pia Thilmann, die Organisatorin des Festivals, spricht über den Vorfall.

Wie lief der Überfall ab?

Auf der Kreuzberger Oranienstraße kam es zu einem Angriff auf sieben Partygäste, die sich auf dem Weg nach Hause befanden. Aus drei Autos stiegen Männer aus und verprügelten die Leute. Sie schlugen auf die Köpfe ein. Eine Frau verlor das Bewusstsein. Einer anderen lief am nächsten Tag Blut aus dem Ohr.

Wie geht es den Angegriffenen?

Zum Glück musste niemand stationär behandelt werden.
Auf einem Auto der Täter befand sich Zeugenaussagen zufolge ein Aufkleber der »Grauen Wölfe«. Auf der Demonstration gegen den Überfall, die am Montagabend in Kreuzberg stattfand, wurde dieses Detail nicht erwähnt. Sollte eine Konfron­tation vermieden werden?
Das Büro der »Grauen Wölfe« befindet sich tatsächlich nah an der Route der Demo. Aber ich halte den Aufkleber ohnehin nicht für das wichtigste Detail. Die Demonstration richtete sich gegen Homophobie und Hassverbrechen. Das war keine Demo gegen die »Grauen Wölfe«.

Wie gefährlich ist es für Lesben, Schwule und Transgender in Kreuzberg?

Es gab vor dem Club »SO 36« in letzter Zeit mehrere unangenehme Vorfälle. Auch während des Festivals wurden Besucher im benachbarten Neukölln bedroht. In der Nacht des Überfalls flogen auf der Straße Flaschen in Richtung unserer Partygäste. Es gibt immer Sprüche. Es gibt immer Bedrohungen. Dass das direkt vor meiner Haustür passiert, macht es noch unangenehmer.