Ticketskandal bei der Fußball-WM

Rote Karten

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So viele leere Sitze wie bei der WM sind sonst nur bei Regionalligaspielen zu sehen. Das ist seltsam, denn angeblich waren die meisten Spiele bisher ausverkauft. Zunächst vermittelten die deutschen Reporter den Eindruck, dass japanische Organisationskomitee sei schuld an dem, was als »Ticket-Chaos« bezeichnet wird. Als Beleg wurde die Geschichte eines Ehepaares herangezogen, das gemeinsam mit seinem wenige Monate alten Baby ein Spiel besuchen wollte. Der Säugling habe keine Karte, beschieden die Ordner dem verdutzten Paar, deswegen müsse er leider draußen bleiben.

In Japan allerdings hatte man bereits nach wenigen Tagen eine andere Erklärung für die vielen Tausend leeren Sitze. Irgendetwas stimme nicht bei der Fifa. Als Erster fand der Gouverneur der Provinz Saitama, Yoshihiko Tsuchiya, deutliche Worte. Der Tageszeitung Mainichi Shimbun sagte er, die Fifa sei »verrottet«. Während die Fans verzweifelt versuchten, Tickets zu kaufen, blieben in den Stadien ganze Sitzreihen leer. »Denn es gibt keine Möglichkeit festzustellen, wie viele Karten die Fifa für ein Spiel überhaupt verkauft hat«, so Tsuchiya.

Der Politiker hatte sich vergeblich bemüht, Eintrittskarten zu erhalten. »Ich wollte gern zehn haben, aber mir wurde erklärt, das sei unmöglich. Sie machten einen Idioten aus mir, dabei werden die Spiele doch in meiner Provinz ausgetragen. Was glaubt diese verdammte Fifa, wer sie ist?« Auch Junji Ogura, der Direktor des Organisationskomitees, war erbost. Nach dem Ende der WM werde es sich das Komitee gut überlegen, ob es nicht vom Weltverband Schadenersatz verlangen werde. Allerdings müsse zuvor festgestellt werden, wer schuld an den vielen leeren Sitzen sei.

Das könnte die von der Fifa mit dem Ticketverkauf beauftragte Londoner Agentur Byrom Inc. sein. Statt nicht georderte Karten an die Organisatoren weiterzugeben und so den koreanischen und japanischen Fans Spielbesuche zu ermöglichen, rühre sich das Unternehmen nicht, beklagten Funktionäre. In Südkorea wurde sogar eine eigene Task Force gegründet, die den Weiterverkauf übernimmt.

Aus dem Kartenmangel scheinen dagegen einzelne Fifa-Mitglieder Kapital zu schlagen. Die britische Tageszeitung Daily Mail berichtete von eigentlich für Funktionäre bestimmten Tickets, die beim Spiel England gegen Schweden »in sehr großer Zahl aufgetaucht« seien. Darauf habe der Name Mohammed Bin-Hammam gestanden. Der Mann ist Exekutiv-Mitglied der Fifa und wies alle Vorwürfe zurück. Er sei »total geschockt und enttäuscht«, dass man ihm so etwas zutraue, denn er habe nur für Freunde einige Karten besorgt.

Diese Karten wurden sehr teuer an Fans weiterverkauft, der Gewinn lag zwischen 500 und 750 Dollar. Die hohe Zahl der auf den Namen Bin-Hammam ausgestellten Karten konnte sich die Fifa nicht erklären. Jedem Funktionär stünden in der Vorrunde nur zehn zu, ab dem Achtelfinale seien es nur noch fünf. Diese Regel scheinen jedoch nicht alle Fifa-Mitglieder zu kennen. Für das Finale, so die Daily Mail, orderte ein Funktionär 150 Karten.