Erfolgreicher Betriebskampf in Frankreich

Aktionswochen bei McDonald's

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Es war ein ungleicher Kampf. Über Monate hinweg forderten fünf entlassene Lohnabhängige den transnationalen Konzern McDonald's heraus, nachdem sie im vorigen Herbst vom Pächter der Filiale am Pariser Boulevard Saint-Denis gefeuert worden waren. Sie sollen über ein Jahr lang insgesamt 150 000 Euro unterschlagen haben, ohne dass es der Vorgänger des Pächters bemerkt hätte. Kaum vorstellbar in einem Betrieb, der täglich den Umsatz jedes Beschäftigten haargenau berechnet und fortwährend an dessen Steigerung arbeitet.

Worum ging es wirklich? Einer der Entlassenen arbeitete als einziger gewerkschaftlicher Vertrauensmann in der Niederlassung, die anderen vier hatten gefordert, Betriebsratswahlen durchzuführen, und wollten dabei selbst kandidieren. Sie teilten ihre Absichten dem Pächter mit, ohne ihre Kandidatur zuvor offiziell eingereicht zu haben.

Ein taktischer Fehler, denn in diesem Fall hätten sie einen besonderen Kündigungsschutz genossen. So aber wurden sie vom neuen Pächter Rémi Smolik vor die Tür gesetzt. Smolik, zuvor Personaldirektor bei der Muttergesellschaft McDonald's France, war erst im Sommer 2001 angetreten, um in der renitenten Filiale aufzuräumen. Angestellte hatten seinen Vorgänger wegen Verstößen gegen Beschäftigtenschutzgesetze vor Gericht gebracht.

Doch die Entlassungen hatten ungeahnte Folgen. Im Oktober des vergangenen Jahres traten die Beschäftigten der Niederlassung nahezu geschlossen in den Streik (Jungle World, 50/01), bis zur vorigen Woche dauerte der Arbeitskampf an. Wochenlang suchten zudem Unterstützungskomitees mit mehreren Hundert Personen andere Zweigstellen der Fast-Food-Kette auf. In diesen traten dann die Beschäftigten ihrerseits für mehrere Stunden oder ganze Tage in den Streik. McDonald's ging diese Bewegung, die sich gegen prekäre Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne und eine extreme Flexibilität der Ware Arbeitskraft richtete, bald zu weit. Mit lukrativen individuellen Angeboten versuchte der Konzern, die fünf Entlassenen zu kaufen. Vergeblich.

Dafür musste der Konzern eine Niederlage nach der anderen einstecken. Bereits Ende November annullierte ein Pariser Gericht die Entlassung des gewerkschaftlichen Vertrauensmannes Armand Gandji. Der Unterschlagungsvorwurf gegen ihn betraf teilweise einen Zeitraum, in dem er sich bei seiner Familie im westafrikanischen Benin aufgehalten hatte. Ende Januar kassierte ein Gericht zwei weitere Kündigungen.

Und neben den gerichtlichen waren auch politische Erfolge zu verzeichnen. Bei den Betriebsratswahlen, die Mitte Dezember in der bestreikten Niederlassung doch noch stattfanden, gewann die von den rechtswidrig Entlassenen angeführte Liste der KP-nahen Gewerkschaft CGT, die den Streik unterstützte, 94 Prozent der Stimmen. Eine von Vasallen des Filialleiters eingereichte Liste, die unter dem Namen der reformistischen Gewerkschaft Force Ouvrière firmierte, erhielt sechs Prozent, oder, in absoluten Zahlen, exakt so viele Stimmen, wie sie Kandidaten nominiert hatte.

In der vergangenen Woche schließlich gab der Konzern auf ganzer Linie nach. Alle fünf werden wieder eingestellt, ihre Löhne nachgezahlt, und auch ihr Rang bleibt unangetastet. Die Löhne für mehr als hundert Streiktage werden zu 45 Prozent vom Konzern getragen. Zudem musste die Geschäftsführung schriftlich garantieren, dass der Streik keine weiteren Repressalien nach sich zieht.