Italien und der Kärntner

Haider mit Handicap

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Am besten macht sich Jörg Haider immer noch im Winter: Ob als leichtfüßiger Hastdunichtgesehn, der im Nike-Dress mit lodengewandeten Holzfällern fraternisiert, oder als papageienhaft gewandeter Nussknacker mit Snowboard - das Kernbeißer-Gesicht des Kärntners schreit nach frisch beschneitem Hintergrund.

Alljährlich lassen sich die Versuche von Haiders PR-Agentur beobachten, das Rachengold-Image ihres Schützlings möglichst unbeschadet ins Sommerloch zu transportieren. Regelmäßig misslingt der Versuch: In Wanderhosen wirkt Haider zu wenig dynamisch, beim Klettern macht er eine schlechte Figur, und zum Gleitschirmfliegen fehlt ihm der Mumm.

Als besonders missglückt dürfte in die Geschichte des Haider-Marketing der diesjährige Versuch eingehen, den rechten Haudrauf ins rechte Licht zu rücken: Ausgerechnet im Golf & Country-Club der slowenischen Stadt mit dem sprechenden Namen Bled eröffnete das Grinsgesicht ein Golfturnier unter dem Motto »drei Länder ohne Grenzen«. Die drei Länder, das ist natürlich Haiders neu entdeckte geographische Bezugsgruppe Kärnten, Slowenien und Friaul-Julisch Venetien.

Während man sich in Bled noch durch den Besuch des Tunichtguts geehrt fühlte, der seinen Wahlsieg 1999 nicht zuletzt dem Ressentiment gegen die slowenisch-sprachige Minderheit in Kärnten verdankte, sollten sich die Organisatoren der »Beyond Borders Trophy« im nächsten Jahr einen anderen Prominenten zur Eröffnung suchen. Dann findet das Turnier nämlich im norditalienischen San Floriano statt - und in Italien gilt Haider, wie letzte Woche bekannt wurde, seit dem 22. Juli als unerwünschte Person.

In einem Brief forderte an diesem Tag der italienische Außenminister Lamberto Dini seine österreichische Kollegin Benita Ferrero-Waldner auf, »alle zur Verfügung stehenden Mittel« zu ergreifen, um weitere Besuche Haiders in Italien zu unterbinden. Den Anlass hatte Haiders Aufforderung an die Region Friaul-Julisch Venetien gegeben, sich von Italien abzuspalten und mit dem von ihm regierten Kärnten eine »Region« zu bilden. (Jungle World, Nr. 31/00)

Ferrero-Waldner, deren ÖVP mit Haiders FPÖ in Wien die rechte Regierungskoalition bildet, stellte sich schützend vor Haider: Auch sie selbst glaube fest an die »länderübergreifende Zusammenarbeit von Regionen«, die im Übrigen vollkommen »im Einklang mit der Europäischen Einigung« stehe. Darüber, wie weit diese Zusammenarbeit gehen sollte, ist man allerdings in Italien ganz anderer Meinung: Als mittlerer Skandal galt etwa die Kärntner Unterstützung für Schützenkompanien im deutschsprachigen Alto Adige/Südtirol, die immer wieder mit dem Rechtsterrorismus in Zusammenhang gebracht wurden.

Zwar hat Haider bereits angekündigt, sich um Dinis Bannspruch nicht zu kümmern und am 2. September erneut nach Jesolo zu fahren, wo er seit drei Monaten Ehrenbürger ist. Doch der rechtsradikale Bürgermeister des Adria-Badeorts, ein ehemaliges Mitglied von Umberto Bossis Lega Nord, scheint mittlerweile Haiders letzter Freund in Italien zu sein.

Zwar antichambriert der rechte Medienmogul Silvio Berlusconi, der darauf hofft, in Bälde in Rom an der Spitze einer Rechtsaußen-Koalition die Regierungsgeschäfte zu übernehmen, zur Zeit in Frankreich, um dann nicht selbst wie Österreich Sanktionen unterworfen zu werden. Doch hat sein Schatten-Finanzminister Giulio Tremonti bereits angekündigt, Haider »nicht die Hand zu schütteln, wenn er nach Italien kommt. Haider«, so Tremonti weiter, »ist ein Sohn kleiner Nazis, und seine Entourage ist von derselben Sorte. Es ist absurd, dass zu Beginn des neuen Jahrtausends der Mann aus Braunau in postmoderner Form wieder auftaucht.«