Liebt nicht!

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Der letzte linke Student ist verzweifelt. Doch wie kann der letzte linke Student verzweifelt sein? Ist nicht morgen Revolution? Ist nicht unser Herz voller Vorfreude? Nein, der letzte linke Student ist verzweifelt. Denn: die neue schönste Studentin meidet ihn. Tatsächlich: hat er sie seit Wochen nicht mehr gesehen. Aber: wie kann man sich freuen, wenn man gemieden wird? Gemieden: vom Lebensmenschen?
Der letzte linke Student ist verzweifelt. Nichts fällt ihm ein. Keine Krise kann ihn erheitern. Kein Staatsbesuch von lateinamerikanischen Linken macht ihm Freude. Keine Debatte erregt ihn. »Wir müssen es einsehen. Die Liebe rührt uns mehr an, als wir es uns eigentlich erlauben mögen. Das aber heißt, dass die Liebe eine Macht ist. Nun bekämpfen wir aber alles Mächtige, denn Macht ist verwerflich. Wir müssen uns demzufolge von der Liebe trennen, wenn wir Linke bleiben wollen!« So hat es der letzte linke Student ins besondere Notizbuch geschrieben. Und ja: es stimmt. Da gibt es kein Vergeben und kein Vergessen: die Liebe muss weg. Wer anderes sagt, ist ein Lügner oder schwul.
Der letzte linke Student will sich daher von der Liebe trennen. Nun weiß man: die Liebe ist weiblich. Also muss der letzte linke Student das Männliche in sich kultivieren. Drum geht er: in einen Paintball-Verein. Ein Paintball-Spiel ist: ein Ausblick auf die schönen Tage der Guerilla. Denn die Waffe: ist die Braut des Mannes. Des Mannes? Nur des Mannes ohne Liebe. Mann ohne Liebe – so könnten dann auch die Memoiren des letzten linken Studenten heißen. Die wiederum: dann allen als Vorbild dienten! Das denkt der letzte linke Student. Und: wird hart! Und auch wir sollten uns endlich ermannen und die Liebe bekämpfen!