»Jenseits von Gut und Böse«

München hat sich für die Olympischen Winterspiele 2018 beworben, Garmisch-Partenkirchen soll ein Austragungsort der Wettkämpfe werden. In dem oberbayerischen Ort haben Gegner der Bewerbung die Bürgerinitiative »Nolympia« gegründet. Axel Doering, der sich in der Initiative engagiert, erhielt in der vergangenen Woche eine Morddrohung.

Herrscht wegen der Olympia-Bewerbung Lynchstimmung in Garmisch-Partenkirchen?
Im Großen und Ganzen ist die Auseinandersetzung sachlich. Es gibt selbstverständlich immer wieder Leute, die die Grenzen der Sachlichkeit überschreiten. Die Morddrohung ist aber jenseits von Gut und Böse. Das war ein Spinner, der nicht unbedingt aus unserem Ort kommen muss.
Gibt es Ihrer Beobachtung nach mehr Gegner oder Befürworter der Olympiade in der Stadt?
Wenn Sie mich fragen: Die Gegner sind in der Mehrheit.
Wird in dem Konflikt die Parteidisziplin eingehalten?
Nein, die Gräben ziehen sich durch alle Parteien. Nur die Partei des Bürgermeisters, das Christlich-Soziale Bündnis, ist auf Olympia eingeschworen.
Zur Ski-Weltmeisterschaft 1978 gab es noch keine Proteste. Was hat sich seither verändert?
Die Stadt wollte sich für die Olympischen Spiele 1992 gegen Berchtesgaden bewerben. Da gab es erste Proteste, für die ich mich auch schon engagiert habe. Und mittlerweile haben die Leute gemerkt, dass diese Veranstaltung zu groß, das IOC ein sehr merkwürdiger Verein ist und alle Belastungen den Bewerberorten aufgebürdet werden. Die Anzahl der teilnehmenden Nationen, Medienvertreter und Wettbewerbe ist riesig. Wo soll man in einem Gebirgstal 16 000 Parkplätze, 10 000 Medienvertreter und 3 500 Athleten unterbringen? Für den Tourismus, der hier etwa 30 Prozent der Wirtschaft ausmacht, wäre die Olympiade auch eher schädlich.
Auch Grundbesitzer sind nicht gut auf die Bewerbung zu sprechen.
Ja, deren Grundstücke wurden einfach in die Planung aufgenommen und für Olympia angeboten, ohne dass sie gefragt worden wären.
Wie wollen Sie weiter gegen die Olympia-Bewerbung vorgehen?
Wir haben uns relativ früh zu Wort gemeldet. Nun geht es darum, die Leute weiterhin zu informieren und eventuell Veranstaltungen zu organisieren. Unser Vorgehen hängt auch von den Schritten der Befürworter ab. Ich hoffe, sie sind so anständig, eine Bürgerbefragung in die Wege zu leiten.