Antizionistische Ausstellung in Freiburg

Was Heimatvertriebene gerne auslassen

Die Stadt Freiburg wollte die antizionistische Wanderausstellung »Die Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser« kurzfristig absagen. Wegen eines Gerichtsbeschlusses wird sie nun doch gezeigt.

Von »Zensur« war in den Mailing-Listen der Palästina-Solidaritätsszene die Rede, von der »Israellobby«, die Freiburg fest im Griff habe. Denn die Freiburger Stadtverwaltung hatte Anfang November beschlossen, die Wanderausstellung »Die Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser« entgegen einer vorherigen Zusage doch nicht in den Räumen der Stadtbibliothek zeigen zu wollen. Zu »einseitig« sei die Darstellung der »Nakba«, wie die Palästinenser die »Katastrophe« der israelischen Staatsgründung bezeichnen, und eine »verzerrende und polarisierende Darstellung« wolle die Stadt nicht zeigen, so Freiburgs grüner Oberbürgermeister Dieter Salomon.
Auf die Idee, die vom Verein »Flüchtlingskinder im Libanon« gestalteten Ausstellungstafeln inhaltlich zu prüfen, kam die Stadtverwaltung allerdings erst kurz vor der Ausstellungseröffnung. Als die Absage erfolgte, waren die Plakate und Flyer bereits gedruckt. Die Ausstellungsmacher zogen vor das Freiburger Verwaltungsgericht und bekamen Recht: Da die Ausstellung von der Meinungsfreiheit getragen sei und inhaltlich nicht gegen Strafgesetze verstoße, sei den Veranstaltern eine kurzfristige Absage nicht zuzumuten, so das Gericht.

Die Ausstellung gastierte bereits an zahlreichen Orten, oft genug störte sich niemand an ihr. Denn empörend ist weniger der Inhalt der 14 Ausstellungstafeln als das, was auf ihnen fehlt. Die Ausstellung, die mit den ersten Einwanderungen von Juden nach Palästina beginnt und mitder heutigen Situation palästinensischer Flüchtlinge endet, schweigt zu den antisemitischen Pogromen im arabischen Raum, die viele Juden zur Flucht nach Israel zwangen. Auch die enge Kooperation des palästinensischen Großmufti von Jerusalem, Mohammed Amin al-Husseini, mit den Nationalsozialisten bleibt unerwähnt.
Dass die Palästinenser vor dem Arabisch-Israelischen Krieg von 1948 von den arabischen Kriegsparteien zur Flucht aufgefordert wurden, um seither vor allem im Libanon und Syrien als politische Manövriermasse gegen Israel missbraucht zu werden, wird nicht thematisiert. Die Entrechtung der palästinensischen Migranten und ihrer Nachkommen im Libanon führt in der Ausstellung nicht zur Kritik am libanesischen Staat, sondern allein zur Schlussfolgerung: »Die Forderung nach dem Recht auf Rückkehr ist deshalb im Libanon besonders tief verwurzelt.« Die Hizbollah wird auf den Tafeln zur Situation der palästinensischstämmigen Bevölkerung im Libanon nicht erwähnt. Bei den Informationen zu Gaza fehlt jeder Hinweis auf die Hamas.

Um die antizionistische Ausstellung dennoch vom Vorwurf des Antisemitismus frei zu sprechen, setzen die Veranstalter meist auf die Unterstützung antizionistischer Jüdinnen und Juden. Für die Freiburger Ausstellung übernimmt die Holocaust-Überlebende Hedy Epstein, die an der Free-Gaza-Flottille teilnahm (Jungle World 23/10 und 31/10), die Schirmherrschaft. Auch Evelyn Hecht-Galinski, die Tochter des ehemaligen Präsidenten des Zentralrats der Juden, Heinz Galinski, unterstützt die Ausstellung und schreibt zu deren Verteidigung im Onlineportal der Neuen Rheinischen Zeitung: »Zionismus war von Beginn an auf die Vertreibung der Palästinenser ausgerichtet.«
Dank des Gerichtsurteils wird die Ausstellung nun wie geplant stattfinden. Die Stadt will nach Auskünften der Pressestelle aber darauf aufmerksam machen, dass sie »nicht Veranstalterin der Ausstellung« sei. Durch den Versuch, sie abzusagen, wurde immerhin auf die einseitige Perspektive der Ausstellung aufmerksam gemacht. Ende November will sich der Freiburger Gemeinderat nun auch kritisch mit der Freiburger Partnerschaft mit der iranischen Stadt Isfahan auseinandersetzen. Im Rahmen der Partnerschaft hatte Oberbürgermeister Salomon 2008 den ehemaligen iranischen Präsidenten Mohammed Khatami in Freiburg empfangen. Auch unter dessen Präsidentschaft hat der Iran die Hizbollah unterstützt und für die Verbreitung antisemitischer Propaganda gesorgt.