Zum Beginn des Super Bowl

Parken ist teuer

Die Preise für alles, was mit dem Super Bowl zu tun hat, sind extrem hoch. Ob es 2012 einen geben wird, ist allerdings noch unklar.

Wenn am nächsten Sonntag der Kick-Off zum Super Bowl XLV erfolgt, werden mit den Pittsburgh Steelers und den Green Bay Packers zwei Traditions­teams um die Meisterschaft im American Football kämpfen.
Die Statistik spricht dabei für die Steelers, die zum achten Mal im Finale stehen und bisher sechsmal gewinnen konnten – und damit das Team mit den meisten Titeln sind. Die Packers haben das Finale dagegen bisher viermal erreicht und dreimal gewonnen, zwei der Siege errangen sie in den ersten beiden Super Bowls überhaupt, unter Coach Vince Lombardi, nach dem der Pokal des Super Bowl, die »Vince Lombardi Trophy«, benannt ist.
Aber die Steelers halten nicht nur den Rekord für die meisten Siege, die diesjährige achte Teilnahme bedeutet auch, dass sie mit den Dallas Cowboys gleichziehen – kein drittes Team hat den Super Bowl so oft erreicht. Dazu passt dann auch, dass das Spiel im »Cowboys Stadium« in Arlington, Texas ausgetragen wird.
Zum ersten Mal findet nun ein Super Bowl in der Region um Dallas statt. Bis Anfang 2009 hatte das dortige Stadion kein Dach über dem Spielfeld, die NFL befürchtete jedoch im Februar auch in Texas schlechtes Wetter. Das neue, erst anderthalb Jahre alte Cowboys Stadium verfügt nun über ein Dach – und ist riesengroß. Selbst bei geschlossenem Dach könnte man die Freiheitsstatue auf dem Mittelpunkt des Spielfelds platzieren – wenn nicht die mit einer Bildschirmdiagonale von knapp 63 Metern größten Stadion-Fernseher der Welt über dem Field hängen würden. Die Anzahl der Zuschauerplätze wurden für das große Ereignis von 80 000 in der Normalkonfiguration auf über 100 000 erhöht, indem die Sitze enger zusammengerückt und zusätzlich hinter den Endzonen, wo die Fans normalerweise stehen können, weitere Tribünen errichtet wurden.
Diese zusätzlichen Sitze führten zunächst zu großem Geschrei, denn es wurde vermeldet, dass die Sicht auf einigen dieser Plätze stark behindert sei – die Aufregung legte sich erst, als herauskam, dass zwar die Bilder auf den großen Displays nur eingeschränkt zu sehen sind, der freie Blick auf das Spielfeld dagegen ungehindert möglich ist.
Zusätzlich zu den Plätzen im Stadion wird es auf dem Stadiongelände noch »Public Viewing« geben – wenn auch natürlich nicht unter diesem Namen, da »public viewing« im Englischen für das Aufbahren von Toten steht. Allerdings benötigt man auch dafür ein Ticket zum Preis von 200 Dollar. Der Preis für diese Eintrittskarten ist übrigens noch günstig, für einen Parkplatz, der nahe am Stadion liegt, muss man bis zu 990 Dollar bezahlen. Trotz der Wirtschaftskrise und der gesalzenen Preise wird erwartet, dass der bisherige Zuschauerrekord aus dem Jahr 1980 gebrochen wird. Damals waren knapp 104 000 Menschen in der »Rose Bowl« in Los Angeles.
Doch zurück zum Spiel. Experten sehen die Green Bay Packers zur Zeit mit nur einem Field Goal vorne, es ist also davon auszugehen, dass es ein knapper Spielausgang wird. Beide Teams werden in der Verteidigung besser eingeschätzt als in der Offensive, und das, obwohl der Pittsburgher Quarterback Ben Roethlisberger und sein Pendant bei Green Bay, Aaron Rodgers, als die beiden zur Zeit besten Spieler auf dieser Po­sition gelten. Auf Seite der Steelers bereitet vor allem die den Quarterback beschützende und für das Laufspiel enorm wichtige »offensive line« verletzungsbedingt Sorgen, während bei Green Bay die Position der »running backs« etwas schwächer besetzt zu sein scheint. Doch es wäre nicht das erste Mal in einem Super Bowl, dass ein bisher fast völlig unbekannter Spieler eine Lücke so ausfüllt, dass der vermeintliche Nachteil wettgemacht wird. Und so könnte das Spiel durchaus sehr aufregend werden.
Die Packers wurden zudem durch großen Twitter-Ärger in ihrer Vorbereitung gestört. Hintergrund war eine ausgesprochene Verletztenmisere, gleich 16 Spieler von Green Bay kamen auf die »injured reserve list«. Wer auf dieser Liste steht, darf in dieser Saison nicht mehr eingesetzt werden – auch nicht im Super Bowl. Die Spieler gehören aber immer noch zu ihrem Team, auch wenn sie nicht mehr unter den Spielberechtigten des 53 Spieler umfassenden Kaders sind. Einer dieser verletzten Footballer äußerte über Twitter öffentlich seinen Unmut darüber, dass Green Bay plante, am Dienstag vor dem Spiel die Team-Fotos zu machen. Da die Spieler auf der Liste erst am Donnerstag zur Mannschaft stoßen sollten, wären sie nicht auf den Bildern zu sehen gewesen. Der Tweet löste einen handfesten Krach aus, der unter reger Anteilnahme von Fans und Gegnern ebenfalls über Twitter ausgetragen wurde. Mittlerweile wurde das Problem allerdings gelöst: Die Fotos werden nun am Freitag gemacht, alle Spieler werden auf den Bildern verewigt sein. Und der unzufriedene Verletzte versprach nicht etwa, schnell zu gesunden, sondern sich in Zukunft von dem Mikro-Blogging-Dienst fernzuhalten.
Viele Football-Fans waren zu diesem Zeitpunkt aber ohnehin bereits mit einem ganz anderen Thema beschäftigt: 30 Sekunden Werbung sollen diesmal etwa drei Millionen Dollar kosten. Im Spot von Best Buy Co. werden Ozzy Osbourne und Justin Bieber zu sehen sein, unterschied­lichere Geschmäcker dürften zwei Musiker in einem Reklamefilm selten bedient haben. Insgesamt wird geschätzt, dass der übertragende Sender Fox etwa 200 Millionen Dollar an Werbegeldern während des Super Bowl einnehmen wird. Abgelehnt wurden diesmal Spots einer Webpage für Seitensprünge, deren Hauptfigur eine Pornodarstellerin sein sollte, sowie der Beitrag der Seite »jesushatesobama.com«.
Für 30 Personen sind Werbepreise, Spots von christlichen Nazis und Twitter-Affären allerdings kein Thema. Wie in jedem Jahr sind die Coaches der nicht ins Finale gekommenen NFL-Teams schon dabei, die vergangene Saison zu analysieren, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und ein Thema zu diskutieren, das weitreichende Auswirkungen auf die NFL haben könnte. Am 4. März wird das »collected bargain agreement« auslaufen. Bisher regelte diese Vereinbarung zwischen der Liga und der Spielergewerkschaft so ziemlich alles, was Spielergehälter, Vereinswechsel, Training und Spiele betrifft, aber auch Sozialpolitisches wie Krankenversicherung und Altersvorsorge. Liga und Gewerkschaft arbeiten seit mehr als einem Jahr an einer neuen Vereinbahrung, gelangten aber bisher nicht zu einer Einigung. Und bis ein neues Abkommen erreicht ist, wird in Sachen Football ab März alles ruhen, ausgenommen ist nur die Draft.
Gibt es keine neue Vereinbarung, können Spieler, deren Vertrag ausgelaufen ist, nicht bei ­anderen Vereinen unterschreiben. Es findet kein Training für die neue Saison statt, die Vereine dürfen noch nicht einmal Kontakt zu ihren Spielern halten.
Besonders prekär ist diese Situation für Spieler, die in der abgelaufenen Saison langwierige Verletzungen erlitten haben, sie werden ab März nach den Liga-Regularien nicht mehr die Reha-Zentren und Spezialisten der Teams nutzen dürfen. Wenn man sich nicht rechtzeitig einigt, wird es also keine Saison 2011 geben. Und dieser Super Bowl wäre dann auf unabsehbare Zeit der letzte.