Geld für den Golf, Gold für das Geld

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Ursula von der Leyen will nichts mehr verleihen, wenn die Schuldner nicht ein Pfand hinterlegen. »Einige Staaten unternehmen große Anstrengungen, um ihre Schulden zu bedienen«, sagte die Bundesministerin für Arbeit und Soziales. »Dies muss honoriert werden. Damit aber die Anstrengungen auch langfristig aufrechterhalten werden, bedarf es der Sicherheiten.« Die Akropolis? Wer braucht schon die Akropolis? Als Otto Friedrich Ludwig von Wittelsbach im Jahr 1832 König von Griechenland wurde, hätte er sie am liebsten abreißen lassen, um Platz für seinen Palast zu schaffen. Von diesem Plan ließ er sich abbringen, aber etwas mehr als alte Steine müssen die Griechen schon bieten, wenn sie Geld wollen. »Wie es gestern in Parteikreisen hieß, könnten diese Sicherheiten womöglich aus Goldreserven bestehen«, berichtet die Hannoversche Allgemeine Zeitung. Oder auch aus Industriebeteiligungen, aber da die Griechen diese verkaufen sollen, bliebe für von der Leyen nicht viel übrig. Man könnte aber von den 111 Tonnen Gold, die Griechenland besitzt, etwas abzweigen, eine Von-der-Leyen-Statue gießen und diese, den Griechen als ewige Mahnung zur Sparsamkeit, an der Stelle der Akropolis aufstellen, wo früher Athene stand.
Die Griechen würden aber vielleicht eine Statue des US-Senators Guy Gillette vorziehen. Dieser protestierte gegen den Plan des Außenministeriums, »zwei Milliarden Dollar dem amerikanischen Steuerzahler aufzubürden, um eine kleine Gruppe von Banken und privaten Gläubigern auszuzahlen«. Das war 1952, und es ging um einen Schuldenerlass für die BRD. Die Gesamtbelastung sollte den wirtschaftlichen Aufbau nicht behindern, und um eine Rückzahlung der Vorkriegsschulden an private Gläubiger zu erleichtern, verzichtete die US-Regierung auf einen für damalige Verhältnisse gewaltigen Betrag. Gillette hingegen war der Ansicht, die privaten Gläubiger, die das Risiko ja kannten, sollten selbst sehen, wie sie ihr Geld eintreiben. Überdies meinte er, Großzügigkeit gegenüber dem ehemaligen Reich sei nicht angebracht. Durchsetzen konnte Gillette sich nicht, und obwohl die vereinbarte Regelung großzügig war und auch die Reparationszahlungen, unter anderem an Griechenland, sehr niedrig ansetzte, galt sie vielen Deutschen als zweites Versailles. Über »die dunklen Geschäfte der regierungsamtlichen griechischen Reparationskommission in Westdeutschland« berichtete damals der Spiegel, ein knappes halbes Jahrhundert später klagt dort Jan Fleischhauer über die »Politik billigen Geldes«, die »jedem zweiten Griechen zu einem Golf« verholfen habe. »Viel mehr als Ressentiment hat die zeitgenössische Kapitalismuskritik nicht anzubieten, ihre Antriebskraft ist nicht Erkenntnisinteresse, sondern Neid«, glaubt Fleischhauer. Das aber dürfte eher auf die deutsche Griechenland-Kritik zutreffen.