Pack die Barrikaden aus

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Es ist es schwer zu sagen, wann das alles anfing. Aber als Häuser selbst in piefigen Kreissparkassen plötzlich nicht mehr als Wohn-, sondern als Kapitalanlagen beworben wurden, hätte es jedem einleuchten müssen: Das kann nur schiefgehen. Mieter sind heute lebende Kapitalrücklagen – mit dem großen Vorteil, dass man sie in Krisenzeiten dank einer Mieterhöhung sogar aufstocken kann. »Ich studiere jetzt seit Mitte Oktober in Hamburg. Aber ich finde hier nichts. Und eine Provision kann ich mir nicht leisten«, sagt Sibel, während sie mit 4 000 anderen Menschen gegen hohe Mieten und den Wohnungsmangel in Hamburg demonstriert.
Die Menge der Menschen, die am Samstag unter dem Motto »Schlaflos in Hamburg – Mietenwahnsinn stoppen« durch die Stadt ziehen, offenbart eine Entwicklung, die brisant werden könnte. Denn es geht nicht nur um Gentrifizierung oder Enteignung. Das hier ist existentiell. Ob Mittelschichtsfamilie oder Azubi, sie alle ächzen unter den hohen Mieten. Und das angesichts von 661 leerstehenden Gebäuden, wie das Internetportal Leerstandsmelder verkündet. Die Zeit scheint also reif, sich auf ein Stück Hamburger Geschichte zu besinnen. Vor 25 Jahren gewannen die Bewohner der legendären Hafenstraße den Kampf mit Polizei und Senat. Die Hausbesetzer wurden 1987 durch ihr monatelanges Engagement zu so etwas wie Helden ihres Stadtteils St. Pauli. Auf alten Filmen der Bewohner, die derzeit gezeigt werden, sieht man die Solidarität mit ihnen und die Hilflosigkeit des Staats demgegenüber. Die Einsatzkräfte kamen nicht wirklich an sie heran. Es war wie in der Fabel vom Hasen und Igel. Auch wenn die Stimmung 25 Jahre später eine solidarische ist, eine dauerhafte Besetzung ist heute kaum noch möglich. Das zeigen zwölf Aktivisten, als sie während der Demonstration eine ehemalige Schmiede in St. Pauli besetzen wollen. Es dauert nicht einmal fünf Stunden, da hat die Polizei wieder die »Rechtsstaatlichkeit« hergestellt. Aber das kann ja noch werden.