Schnapsidee

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Einem außenpolitischen Axiom nach braucht es für die Kriegsführung eine linke Regierung, für einen Frieden aber eine rechte. Dass dies auch für die Innenpolitik gilt, belegt die SPD immer wieder gern. In Hamburg haben die Sozialdemokraten dem Trinken in der Öffentlichkeit den Kampf angesagt. Was jahrelang unter dem CDU-Senat kein Thema war, wird nun zum Sicherheitsproblem stilisiert. Nicht aber der Hafengeburtstag oder das Alstervergnügen stehen vor einer Absage, vielmehr soll am Hauptbahnhof Gruppen von »Randständigen« der Alkoholkonsum im öffentlichen Raum vermiest werden. Wen schert es bei den Genossen, dass gerade die Schrödersche Agenda 2010 viele der Zusammenkommenden dorthin verdrängt hat. Die Privatisierung des Bahnhofs samt Vorplatz soll eine Sicherheit wiederherstellen, von der bisher niemand wusste, dass sie gefährdet war. Weil Trinken keine Straftat ist, war die Polizei machtlos. Da nun aber die Hausordnung der Bahn gilt, können private Sicherheitsdienste für Ordnung sorgen. Dagegen hat sich am Samstag Protest erhoben. Ein Bündnis des benachbarten Anwohnervereins und der Aktivisten von »Recht auf Stadt« reklamierte bei einer Kundgebung das »Recht auf Bahnhof«. Sie kündigten an, sich künftig regelmäßig zum Verstoß gegen die repressive Hausordnung zu treffen. Das hat indes erkennbar keinen der politisch Verantwortlichen oder der beteiligten Sicherheitsdienste beeindruckt. Unfreiwilliges Potential dürfte allein darin liegen, dass der Fernsehkoch Tim Mälzer eine Soli-Gulaschkanone zur Demo schicken ließ. Folgten diesem Vorbild beispielsweise der Feinkosthändler Gosch mit Fischkanapees und Moët & Chandon mit Getränkegaben, ließe sich die Ruhe auf dem Bahnhofsvorplatz repressionsfrei für alle Beteiligten wiederherstellen. Das wäre dann hanseatisch-sozialdemokratische Aufstandsbekämpfung, von deren Strahlkraft sogar der weinliebende Kanzlerkandidat der SPD profitieren könnte.