Snowden am Kreuz

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Videos der Band Bandbreite, Meldungen von einschlägigen Truther-Websites, dazwischen derbste antiamerikanische Kommentare – so sieht es derzeit in den Facebook-Gruppen aus, in denen die bundesweiten Anti-Überwachungs-Demonstrationen »Stop Watching Us« organisiert werden. Warum dazu ausgerechnet die Social-Media-Plattform benutzt wird, die den meisten Datenschutzaktivisten als Ausgeburt der Bespitzelungshölle gilt, ist schnell erklärt: Man möchte möglichst viele Leute erreichen und Leute gibt’s eben nur bei Facebook genug. Entsprechend hofft man am 27. Juli bei den Demonstrationen gegen Prism und Tempora auf viele Teilnehmer, die in Augsburg, Berlin, Stralsund und anderswo ausgerüstet mit Snowden- und Bradley-Manning-Masken, die zum Download bereitgestellt werden, für das Recht auf Privatsphäre aktiv werden sollen. Allerdings darf nicht jeder mitmachen, wie auf der Seite von »Stop Watching Us«-Saarbrücken ausdrücklich betont wird: »Sonstige Unterwanderer, Systemschergen, Geheimdienstmitarbeiter etc.« sind ausdrücklich unerwünscht. Damit entgehen all diesen Personen unter Umständen gleich zwei Highlights, denn zum einen versucht man in der Vorbereitungsgruppe, eine »Live-Schaltung zu Putin oder Snowden« zu organisieren, zum anderen wird in Saarbrücken der Liedermacher Stefan Becker aufspielen, als dessen Werk Youtube unter anderem einen Song namens »Brief an die Deutschland GmbH« ausweist, in dem alle sattsam bekannten Verschwörungstheorien über die angeblich unter US-Kontrolle stehende BRD ausgebreitet werden. Aber auch anderswo dürfte man viel Spaß auf den Demonstrationen haben. In der Kölner Facebook-Gruppe regte ein Aktivist ohne jegliches Ironie-Smiley an, Snowden symbolisch ans Kreuz zu nageln, denn »Snowden ist der neue Jesus, er hängt für uns alle am Kreuz und wir schauen ihm beim Bluten zu«.