Versuche, die Bundeswehr attraktiver zu machen

Eine attraktive Truppe

Der Soldatenberuf soll noch schöner werden. Das möchte die Bundesverteidigungsministerin per Gesetz gewährleisten. Droht die Wellness- und Teilzeitarmee?

Noch gibt es keinen »Fanshop« auf der Website der Bundeswehr. Aber es wäre nicht verwunderlich, sollte es bald die Möglichkeit geben, dort Merchandise-Produkte zu kaufen. Das Bundeskabinett hat gerade die Pläne des Verteidigungsministeriums für das »Gesetz zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr – Bundeswehr-Attraktivitätssteigerungsgesetz/BwAttraktStG« gebilligt, das dem vielbeklagten Nachwuchsmangel abhelfen soll. Modellpanzer und Actionfiguren des »Kommandos Spezialkräfte« könnten sicherlich eine ganz junge Zielgruppe ansprechen.
In dem Gesetzentwurf geht es allerdings in erster Linie darum, Fachkräfte in Sachen Tötungshandwerk und Zugangssicherung zu »unseren Rohstoffen« in aller Welt mit mehr Geld zu ködern: höherer Sold für freiwillig Wehrdienstleistende also, eine Art Treueprämie für diejenigen, die sich nicht von der Privatwirtschaft abwerben lassen, und höhere Gefahrenzulagen beispielsweise für Bombenentschärfer – wenn etwas schiefgeht, gibt es vielleicht einen extragroßen Kranz.
Außerdem will Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) mit Arbeitsbedingungen zum Wohlfühlen locken. Mehr Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit soll es geben, auch wenn noch nicht ganz geklärt ist, wie sich so eine Wachablösung per Jobsharing etwa auf einer Fregatte vor dem Horn von Afrika gestalten ließe. Sehr zufrieden zeigte sich André Wüstner, der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbands, im Interview mit der »Tagesschau« auch mit den »Fürsorgeaspekten bei Verwundung und Tod«.
Doch auch die ewigen Nörgler dürfen nicht fehlen, so wie Christine Buchholz, Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, deren Arbeitsschwerpunkt laut Selbstauskunft auf der »Antikriegsarbeit« liegt. Folgerichtig kritisiert die Pazifistin an der Gesetzesvorlage, es gehe dabei gar nicht darum, »die soziale Situation von Soldatinnen und Soldaten nachhaltig zu verbessern«. Die Ministerin verteile »keine Wohltaten, sondern gerade so viel, dass sie die Auslandseinsätze am Laufen halten kann.«
Und tatsächlich werden Wellness- und Gesundheitsaspekte grob vernachlässigt. Was ist etwa mit ergonomischem Kriegsgerät? Es kann doch nicht angehen, dass ein Bomberpilot mit Rückenschmerzen heimkehrt. Auch die von der Ministerin großspurig angekündigten Verbesserungen bei der Kinderbetreuung lässt das Gesetz vermissen, dabei wäre das doch ein großartiger Nebenjob für die Ausbilder der Truppe. Die lieben Kleinen können nicht früh genug lernen, sich im Gleichschritt zu bewegen und sich von Vorgesetzten runtermachen zu lassen.
Und was die fehlenden Nachwuchskräfte angeht: Vielleicht täte der Bundeswehr etwas mehr Ehrlichkeit gut, anstatt die Risiken für Leib und Leben bei der Berufsausübung herunterzuspielen. Der »Islamischen Staat« hat jedenfalls keine Probleme, motivierte junge Leute mit Ich-Schwäche und Neigung zur Gewalt zu rekrutieren, und die Aussicht auf eine beschleunigte Abfertigung beim Einzug ins Jenseits gilt dabei sogar als besonders attraktiv. Metaphysische Argumente hat die Bundeswehr zwar nicht zu bieten, aber Deutsche sind ja bekanntlich diejenigen, die eine Sache um ihrer selbst willen tun.