Die geschriebene Arbeit

Von Du Pham

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Die 200 Stühle des Foyers im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum sind schnell besetzt. Die Besucher sind gekommen, um mehr über »Die Lastenträger«, so der Titel eines neuen, von Günter Wallraff herausgegebenen Buchs, zu erfahren. Eingeleitet wird der Abend von der kämpferischen Ansage des Journalisten Albrecht Kieser: »Wir blasen euch den Arsch! Natürlich nicht euch, sondern den anderen.« Manche raunen, andere schmunzeln. Journalisten, die investigativ in misslichen Beschäftigungsverhältnissen gearbeitet haben, berichten. Das Publikum zeigt mit Nicken Zustimmung. Profiteure der Wurzerei sind etwa Zalando oder Daimler. Doch nicht nur die »einfachen Arbeiter« werden ausgebeutet: Als ein Lehrbeauftragter der Musikhochschule über seine Einkünfte spricht, empört sich jemand: »Da bekommt ja der Klempner mehr.« Zur allgemeinen Erheiterung kabarettisiert Wilfried Schmickler die Thematik mit bissigem Humor. Danach wird es etwas politischer. Neben Wallraff und Kieser analysieren Florian Pollok und Stefanie Albrecht, die sich für die »neuen Wanderarbeiter« einsetzen, wie ein solches System vermieden werden könnte. Auch wenn der Abend Fakten und Lösungsansätze aufzeigt, meint eine Dame: »Tzz, das ist doch alles bekannt – also wirklich!« Aus einer Ecke raunt es, dass »die Lobbyisten Schuld sind, weiß doch jeder«. Vielleicht hat Moderatorin Birgit Morgenrath mit ihrer Vermutung, Wallraff betreffend, recht, dass »die Gäste sowieso alle wegen Ihnen hier sind«. Beim get together bildet sich jedenfalls eine Schar um Wallraff. Doch schon am Vorabend sprach Erasmus Schöfer – ein Weggefährte Wallraffs – bei einer ebenfalls gut besuchten Veranstaltung zum »Werkkreis Literatur der Arbeitswelt«. Hier ging es nicht um verdeckt arbeitende Journalisten, sondern um schreibende Arbeiter und ihre Literatur der siebziger Jahre. Es wäre schön, wenn der Wert von Arbeit wieder stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rückt.