Alle lügen sie an

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Die Hetze gegen die »Lügenpresse« geht weiter, seit dem Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen steht fest: Zigtausende Menschen sind derart davon überzeugt, dass praktisch alle Journalisten die Unwahrheit schreiben, dass sie nicht nur grundsätzlich alle Fakten, die von Zeitungen und Fernsehsendern veröffentlicht werden, bezweifeln, sondern auch in Internet-Kommentarspalten unter ihren Klarnamen regelrechte Hassausbrüche auf »die Medien« veröffentlichen. Es hatte nicht lange gedauert, bis erste Verschwörungstheorien verbreitet wurden. Diesmal wurden sie vor allem aus dem Umstand gespeist, dass mit der New York Times als erstes ein amerikanisches Medium den Verdacht der französischen Ermittler veröffentlicht hatte, dass der Copilot der Maschine diese bewusst zum Absturz gebracht habe. Dass Einzelheiten über deutsche Katastrophen nicht zuerst von deutschen Medien berichtet wurden, galt bei den üblichen Verschwörungsknalltüten rasch als Beleg dafür, dass die USA in den Fall verwickelt sein müssen – genau dieser Punkt wurde dann aber auch von Social-Media-Usern aufgegriffen, die bis dato nicht durch Verschwörungsdenken aufgefallen waren. Symptomatisch, was auf Facebook jemand namens Florian W. schrieb: »Die zweite Blackbox findet man nicht! Aber die zerrissene Krankmeldung im Mülleimer. So lächerlich alles!!!« Dass ein gewisser Unterschied zwischen der Suche in den Alpen und der in einem Mülleimer besteht, ist vermutlich auch ihm klar, aber der Mann will einfach die Lügenpresse hassen, und dafür ist ihm und anderen kein Argument zu doof. Und so wurde denn auch ein Posting, das die angeblichen Lügen der Presse, der Ermittlungsbehörden und der Bundesregierung zusammenfasst, auf Facebook zigtausendfach geliket – oftmals verbunden mit Vorschlägen, was man mit Journalisten alles Gewalttätiges machen könnte.