»Um einiges aggressiver«

Am Montag beging die Gruppe Legida in der Leipziger Innenstadt den Jahrestag ihrer ersten Demonstration. Etwa 250 Nazi-Hooligans feierten an anderer Stelle: Sie verwüsteten im linksalternativen Stadtteil Connewitz einen Straßenzug, setzten Autos in Brand, zerstörten Fensterscheiben und verschossen Feuerwerkskörper. Die Polizei nahm schließlich alle Randalierer fest. Juliane Nagel sitzt für »Die Linke« im Stadtrat und hat mit der Jungle World gesprochen.

Wann haben Sie von dem Angriff erfahren?
Ich hatte für Montagabend eine studentische Protestdemo angemeldet. Danach habe ich mir den Aufmarsch von Legida angesehen, der um einiges aggressiver war als sonst. Nach 19 Uhr habe ich dann via Twitter vom Angriff auf den »Fischladen« erfahren.
Gab es einen Angriff dieser Qualität schon einmal in Connewitz?
Der Historiker Sascha Lange, der sich mit der jüngeren Geschichte von Connewitz beschäftigt, hat mir gesagt, das sei der größte Angriff seit 1990. Man kann also von einer neuen Qualität sprechen.
Was lässt sich gegen eine solche Kampfansage an Connewitz tun?
Ich betrachte es kritisch, sich auf dem Mythos Connewitz auszuruhen. Es wäre ein großer Fehler, den Angriff als isoliertes Phänomen zu betrachten. Der Vorfall reiht sich ein in die Verschärfung der gesellschaftlichen Stimmung in Sachsen. Er ist das i-Tüpfelchen auf den Hetzveranstaltungen, den Blockaden von Asylunterkünften durch normale Bürger und den Brandanschlägen. Vergeltungsaktionen halte ich hingegen für sinnlos. Sonst reden die Anhänger der Extremismusthese vom Bandenkrieg zwischen links und rechts.
»Dresden nazifrei« zufolge wurde der Angriff im Netz angekündigt. Hat die Polizei das falsche Suchprogramm?
Der Verfassungsschutz hatte das Bedrohungsszenario aufgebaut, Linksextremisten würden bundesweit mobilisieren. Nach einem Angriff auf die Wohnung des sächsischen Justizministers, für den es immer noch keine Spur von den Tätern gibt, hat der Verfassungsschutz verkündet, die Antifa sei es gewesen. Es wurde ein linker Popanz aufgebaut. Hätte die Polizei von der Ankündigung wissen wollen, hätte sie von ihr gewusst.
Anhänger von Lok Leipzig sollen zu den Angreifern gehören. Ist der Fußballverein einschlägig bekannt?
Der Verein hat zwar in den vergangenen beiden Jahren Schritte gemacht, um sich von seiner Naziklientel zu distanzieren. Aber die ist tief verwoben in der Anhängerschaft. Vor einem halben Jahr hat sich die Nazigruppe Szenario Lok aufgelöst. Aber die Mitglieder sind weiterhin beim Verein anzutreffen.