Die dunkle Raute der Macht.

It’s a Man’s World

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Nun hat es auch Deutschland erwischt, heißt es. Terror hier, Terror da – bei der AfD reibt man sich die Hände und erfreut sich auf schauderhafte Art an allem, was ein islamistischer Terroranschlag sein könnte. Der US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump will Deutsche vor der Einreise streng überprüfen lassen und alle feiern den Sprecher der Polizei von München, weil er nicht den Kopf verloren hat. Und natürlich fordern wieder alle eine Stellungnahme von Angela Merkel. Etwas Pathetisches soll es sein. Merkel wartet jedoch lieber ab, immer wieder ziert sie sich, vorschnelle Erklärungen zu veröffentlichen, wie es viele Politiker so gerne tun. »Wir sind bei den Opfern, in Gedanken, mit dem Herzen, und bei den Einsatzkräften, was für ein schlimmer, was für ein trauriger Tag.« Mehr als das können Politiker nicht leisten, mehr als das wäre Spekulation, wäre gefährlich oder widerlich, so wie es die AfD macht. Merkel macht da nicht mit. Eigentlich erfrischend, doch mit jedem Massenmord, der in den Medien breitgetreten wird, wird es unbefriedigender. Aber was sollte Merkel mit ihrem Anspruch auf Präzision und Klarheit überhaupt sagen? Was haben die Massenmorde der jüngsten Zeit miteinander zu tun?
Was die Massenmörder, Attentäter oder Amokläufer (je nachdem, welche Motivation ihnen zugesprochen wird) verbindet, ist das Gefühl, abgehängt zu sein, zu versagen. Ein Gefühl ubiquitär gekränkter Männlichkeit. Sei es nun der junge Flüchtling, der keinerlei Perspektive sieht, oder der junge Deutsche, der sich im Netz radikalisiert und mit Waffen das Leben von Menschen beendet. Sei es der Nerd, der sich an Mädchen rächen will, weil sie ihn angeblich verachten. Sei es ein junger Mann mit einem Hass auf alles, was irgendwie links ist. Überall auf der Welt rebellieren überwiegend junge Männer gegen eine sich verändernde Welt, in der ihre Überlegenheit nicht mehr anerkannt wird und die Versprechungen der liberalen Demokratie nicht mehr uneingeschränkt nur für sie gelten. Eine Welt, in der marginalisierte Gruppen ihre Rechte erkämpfen und erkämpft haben. Eine Welt, in der schwarze Frauen Ghostbusters sind.
Überall tauchen Frauen und andere traditionell marginalisierte Gruppen auf und haben Erfolg. Sie machen Politik, Kunst, Kultur, Wirtschaft, werden Präsidentin, Popgöttin, Physikgenie. Oder Kanzlerin. All diese Massenmorde sind im Kern Amokläufe gegen die moderne Zivilisation, gegen Veränderungen, aber auch gegen Freiheit für alle. Sie können mal islamistisch, mal rechtsextrem, mal unpolitisch genannt werden, aber eines haben sie gemeinsam: Sie werden von jungen Männer verübt, die einmal im Leben so cool sein wollen wie der harte Bursche im Film, mit Waffe, Sonnenbrille und der aufgesetzten Haltung, dass alles scheißegal ist. Und so begehren sie auch gegen Merkel und gegen das auf, wofür Merkel steht: Willkommenskultur, Anpacken und Veränderungen, Frauen in Führungspositionen. Es wäre schön, wenn Merkel das so klar formulieren würde. Aber das würde sich für eine Kanzlerin kaum ziemen.