Auf der Frankfurter Buchmesse ging es zu wie bei einem Neonaziaufmarsch

»Geiler Tag« für die Rechte

Raucherecke Von Jonas Fedders

»Jeder hasst die Antifa«, skandieren Dutzende aufgebrachter Männer. Daran, dass sie es ernst meinen, besteht kein Zweifel: Sie schubsen linke Gegendemonstranten und bedrängen Journalisten. Die Polizei scheint überfordert und greift erst spät ein. Was klingt wie ein typischer Neonaziaufmarsch, spielte sich am Samstag auf der Frankfurter Buchmesse ab. Es war der Auftritt einer Klientel, die sich selbst gern als intellektuelle Avantgarde der Rechten inszeniert und der dieses Image aus unerfindlichen Gründen immer wieder abgekauft wird.
Der von Götz Kubitschek betriebene Verlag Antaios war erstmals seit vielen Jahren wieder zu Gast auf der größten Buchmesse der Welt. Er hatte zu mehreren Veranstaltungen geladen, auf denen zentrale Protagonisten der Neuen Rechten sprechen sollten: Neben den Autoren Martin »Lichtmesz« Semlitsch, Caroline Sommerfeld und Akif Pirinçci nahm auch Martin Sellner und Mario Müller von der »Identitären Bewegung« und Björn Höcke vom völkischen Flügel der AfD teil. Viele Menschen protestierten gegen diese Auftritte, doch das Publikum von Antaios, in dem sich auch mehrere bundesweit vernetzte Neonazis befanden, war in der Überzahl.
Als die beiden Mitglieder der »Identitären Bewegung« das Wort ergreifen wollten, wurden sie von den Protestierenden übertönt. Die Polizei bildete eine Kette, nach ihren Angaben wurden zwei Personen vorläufig festgenommen. Schließlich entschieden die Verantwortlichen, dass die Veranstaltung beendet werden müsse. Doch Kubitschek störte das nicht weiter, er führte sie einfach fort. Juergen Boos, der Direktor der Buchmesse, wollte den Verleger daran hindern, doch die Anhänger von Antaios brüllten ihn nieder. Boos verließ die Bühne daraufhin unverrichteter Dinge. Die Rechten verbuchten seinen Abgang und die Messe insgesamt als großen Erfolg für sich. Sellner twitterte: »Was für ein geiler Tag heute!«
Die Veranstalter waren bereits vor der Messe dafür kritisiert worden, die Teilnahme von Antaios und anderer rechter Verlage zuzulassen. In einer Stellungnahme zu den Vorfällen am Samstag insistierten sie derweil auf einem gewaltfreien Diskurs. »Politisch wie nie« sei die Messe gewesen. Der Umgang der Messeleitung mit dem aggressiven Gebaren der Rechten hingegen war unpolitisch bis zur Unerträglichkeit. Konsequenzen scheinen Kubitschek und Co. nicht fürchten zu müssen.