Porträt - Marjan Šarec könnte der nächste slowenische Ministerpräsident werden

Komische Branche

Porträt Von Nicole Tomasek

Politik ist die Fortführung der Unterhaltung mit anderen Mitteln, könnte man manchmal meinen. So war auch Marjan Šarec einst Schauspieler und Komiker, was er mit Politikern wie Beppe Grillo in Italien oder Jimmy Morales in Guatemala gemeinsam hat. Doch schon seit ein paar Jahren macht Šarec sich nicht mehr nur über Politiker lustig, sondern versucht selbst, in dieser Branche Fuß zu fassen. Erste ­Erfolge erzielte er 2010, als er zum Bürgermeister der slowenischen Stadt Kamnik gewählt wurde. 2014 wurde er im Amt bestätigt. Bei den slowenischen Präsidentschaftswahlen 2017 unterlag er zwar Borut ­Pahor, doch bei den vorgezogenen Parlamentswahlen am Sonntag konnte seine erst wenige Wochen zuvor gegründete Liste Marjan Šarec (LMŠ) 12,7 Prozent der Stimmen und damit 13 von 90 Parlamentssitzen erringen. Damit liegt die LMŠ auf dem zweiten Platz hinter der rechten Slowenischen Demokratischen Partei (SDS) des einstigen Ministerpräsidenten Janez Janša, die 25 Prozent der Stimmen und 25 Mandate erhielt. Dennoch könnte Šarec Regierungschef werden. Der SDS, die einen gegen Flüchtlinge gerichteten Wahlkampf geführt hatte, könnte es wegen ihrer rassistischen ­Positionen nämlich schwerfallen, Koalitionspartner zu finden. Allein die nationalkonservative Partei Neues Slowenien (NSi), die sieben Mandate erlangte, hatte sich bereiterklärt, einer von Janša geführten Regierung beizutreten.

Insgesamt gelang neun Parteien der Einzug ins Parlament. Der 40jährige Šarec und seine Partei bräuchten mindestens vier Koalitionspartner, um regieren zu können. Die LMŠ gilt als Mitte-links-Partei und wendet sich vor allem gegen Bürokratie und Establishment. Sich zu etablieren, ist in Slowenien allerdings gar nicht leicht. Wahlgewinner scheitern an der Regierungsbildung, wie Zoran Janković 2011; und Ministerpräsidenten müssen früher gehen, wie Janša 2013 nach einem Misstrauensvotum, Alenka Bratušek 2014 und nun Miro Cerar, der im März zurücktrat, nachdem das Oberste Gericht ein Referendum über den Neubau einer Bahnstrecke für ungültig erklärt hatte. Für Unterhaltung ist auf jeden Fall weiterhin gesorgt.