Porträt - Der Fotojournalist Shahidul Alam wurde in Bangladesh wegen seiner Berichterstattung über Schülerproteste inhaftiert

Berichten verboten

Porträt Von Nicole Tomasek

Angela Davis, Judith Butler, Gayatri Spivak, Joseph Stiglitz – das sind nur einige der prominenten Intellektuellen, die sich in einer Protestnote vom Samstag für Shahidul Alam einsetzen. Auch andere Autorinnen, sowie Künstler, Filmschaffende und Menschenrechtsorganisationen aus aller Welt fordern die Freilassung des renommierten 63jährigen Fotojourna­listen aus Bangladesh. Alam war am 5. August von Polizisten aus seinem Haus verschleppt worden und tauchte am 6. August humpelnd vor Gericht wieder auf. Auf dem Weg in den Gerichtssaal rief er Umstehenden zu, dass er misshandelt und ihm ein Anwalt verweigert worden sei.

Der Tageszeitung Dhaka Tribune ­zufolge kam Alam am Sonntag nach sieben Tagen Verhör in Haft, eine Freilassung auf Kaution sei abgelehnt worden. Vorgeworfen wird ihm, elektronische Medien genutzt zu ­haben, um Aufruhr im Land zu schüren und falsche Informationen und Gerüchte zu verbreiten. Grundlage dafür ist Abschnitt 57 des Informations- und Kommunika­tionstechnologiegesetzes, das 2006 verabschiedet und 2013 verschärft wurde. Es sieht bis zu 14 Jahre Haft vor für die Verbreitung »falscher und obszöner« Inhalte über das Internet, die Personen, den Staat oder religiösen Glauben beleidigen oder gegen diese aufwiegeln. Die Regierung nutzt das Gesetz vor ­allem, um Kritiker zum Schweigen zu bringen; Dutzende Journalisten wurden seither verhaftet.

Alam hatte vor seiner brutalen Festnahme über die Proteste von Schülerinnen und Schülern in der Hauptstadt Dhaka berichtet. Zehntausende gingen tagelang auf die Straße, um für eine bessere Verkehrspolitik zu demonstrieren, nachdem zwei Schüler überfahren worden waren. Die Polizei setzte Gummigeschosse und Tränengas gegen die Demonstrierenden ein. Das kritisierte Alam in einem Interview mit dem Fernsehsender al-Jazeera und stellte die Repression in einen Zusammenhang mit der immer autoritärer werdenden Politik der Regierung. Vor allem diese Aussagen werden ihm nun angelastet. Es war nicht das erste Mal, dass er die Regierung kritisierte und wegen seinen Arbeiten Ärger bekommen hat. Immer wieder hat er Menschenrechtsverletzungen in Bangladesh angeprangert, etwa extralegale Erschießungen von vermeintlichen Kriminellen.