Platte Buch - »Im Flausch« von Die Wände

Hallo Wände

<p>Die Stimme des Sängers Carsten von Postel ist hell und rau zugleich und erinnert damit ein wenig an Tobias Levins melodischen Sprechgesang bei Cpt. Kirk &amp;.</p>

Die Stimme des Sängers Carsten von Postel ist hell und rau zugleich und erinnert damit ein wenig an Tobias Levins melodischen Sprechgesang bei Cpt. Kirk &. oder die unversöhnlichen Tiraden von Kristof Schreuf als Sänger von Kolossale Jugend, beide leider in Vergessenheit geratene Hamburger-Schule-Bands der ersten Generation. Postels Gruppe Die Wände zeigt sich auf ihrem Debütalbum »Im Flausch« musikalisch allerdings viel stärker vom US-amerikanischen Indierock beeinflusst. Die Gitarrenakkorde sind offen und oft dissonant, mal schrammelig, mal schneidend angeschlagen, und werden bisweilen abgelöst von Noise-Ausbrüchen. Mit Jann Petersen am Bass und Mathias Wolff am Schlagzeug stellt die Band eine aufs klassische Format reduzierte Rockband dar, wobei sie für zwei Stücke des Albums aus ihrer Berliner Szene um das Fanzine-Kollektiv Flennen einen Chor zusammengestellt und pointiert zum Einsatz gebracht haben. So etwa bei der Vorab-Single »Formgedächtnispolymer«, wo zum Abschluss – auch des gesamten ­Albums – in vielstimmig euphorischem Harmoniegesang festgestellt wird: »Hier ist alles eins zu eins«.

Das Trio besteht bereits seit 2013, als sich die drei Musiker an der Kunsthochschule kennenlernten. Bis vor anderthalb Jahren traten sie aber noch unter dem Namen Girlie auf und veröffentlichten unter diesem Namen zwei EPs mit englischsprachigem Gesang. Mit dem Wechsel zu deutschen Texten sollte dann ein neuer Bandname her, zumal es sich, wenn man ehrlich ist, bei Girlie um einen ausgesprochen nervig-koketten Namen für eine Jungsband handelt. In der letzten Zeit erfreute sich diese Variante des gender-bending bei einigen Bands großer Beliebtheit, ­gerade auch bei guten wie etwa Girls (um Christopher Owens), Women oder Girl Band. Immerhin scheint dieser Trend sich dem Ende zuzuneigen. Die Wände klingt dagegen gleich vielversprechender, erst recht für eine Artschool-Gruppe – »Hallo Wände« hieß auch die langjährige Kunstkolumne von Spex.

Die Wände: Im Flausch
(Späti Palace)