Mit Hinblick auf den »Megxit« kann vom Job als Prinzessin nur abgeraten werden

Harry und Meghan tun es

Schon die Geschichte von Lady Di hat gelehrt, dass Prinzessin kein erstrebenswerter Beruf ist. Welche Jobperspektiven sich für die Herzogin von Sussex und ihren Prinzen nach dem »Megxit« ergeben.

»Sie gehört nicht dazu. Sie ist ein Emporkömmling und hatte einen perfiden Plan ausgearbeitet, um sich den arglosen Prinzen zu angeln. Das kann nicht gutgehen. Sie hat weder ein Gespür noch den Hauch von Ahnung, wenn es um die ehrwürdigen Traditionen geht. Wie auch, bei ihrem Vorleben? Nicht nur, dass sie vergnügungssüchtig ist, auch ihr Lebenslauf ist voller Lücken.«

So lauteten im Großen und Ganzen die Vorwürfe, denen sich Kate Middleton in den ersten Jahren ihrer Ehe mit Prinz William ausgesetzt sah. Dass dieselben Vorwürfe einige Jahre später auch Meghan Markle trafen, sagt wenig über die beiden Frauen und viel über die internationale Tratschpresse aus; und über die Kreise, die sich nicht zu fein sind, jeden angeblichen Fauxpas genüsslich an eben diese Tratschpresse weiterzugeben.

Die Medienberaterin Sara Flanagan sieht Meghan und Harry maximal auf dem Level des Kardashian-Jenner-Clans, der seine Millionenumsätze allerdings durch einen ausgewiesen wenig zimperlichen Umgang mit dem eigenen Privatleben erzielt.

Zu den härtesten Kritikern Markles gehört eine Untergruppe des ­Forums »Lipstick Alley«, des größten US-Boards für schwarze User. Der »Unpopuläre Meinungen über Meghan Markle« benannte Thread war ursprünglich als Austausch für alle gedacht, die der Soap-Darstellerin ihr Engagement gegen Rassismus nicht abnehmen. Mittlerweile gibt es bereits einen Nachfolge-Thread; auf über 2 500 Seiten wird alles aufgetischt, was nach Meinung der dort Schreibenden gegen die 38jährige vorliegt. Sie sei nicht wirklich schwarz, heißt es dort, habe sich die Haare geglättet. Außerdem habe sie oft behauptet, Italienerin zu sein, obendrein habe sie bis zur Einheirat ins Köngshaus kein Interesse an der schwarzen Community gezeigt. Auch eine Gegenüberstellung von Dingen, für die Kate in den Medien gelobt und Meghan kritisiert wurde, will man dort nicht durchgängig gelten lassen: Der Verzehr von Avocados habe beispielsweise lange als höchst empfehlenswert gegolten, die dadurch angerichteten Umweltschäden seien erst später bekannt geworden, weswegen Kate damals dafür gepriesen und Meghan neuerdings dafür an­gegriffen worden sei. Das sehen allerdings nicht alle so. Gleich um die Ecke befindet sich ein ähnlich gemeiner Thread zu Kate Middleton, wo auch mal gern ausgerechnet wird, wie viele Royals sterben müssten, bis Harry und Meghan endlich auf dem Thron landen könnten. Die Welt der Royal-Fanatiker ist nirgendwo besonders schön.

Man kann über sie sagen, was man will, aber eines hatte Lady Diana geschafft: Sie machte einer ganzen Mädchengeneration klar, dass es wohl doch nichts Erstrebenswertes ist, Prinzessin zu werden, außer man verzehrt sich zufällig danach, sein Leben an der Seite eines nicht sehr interessanten Mannes zu verbringen, der über den Glam-Faktor einer Packung Cornflakes verfügt. Oder danach, tagein, tagaus anlässlich feierlicher Eröffnungen von Autobahnabschnitten, Veteranenenheimen oder Tieraufzuchtsstationen sehr langweiligen, von Kinderchorgesang adäquat untermalten Rednern zuzuhören.

Zudem zeigte Lady Di auch, dass das Ausscheiden aus einer Institution, der man zuvor freiwillig beigetreten war, nicht beinhaltet, alle bisherigen Privilegien behalten zu dürfen und außerdem mehr Geld als zuvor zu haben.

In diesem Punkt sind sich die EU und das britische Königshaus sehr ähnlich, es geht beiden vor allem darum, nichts zuzulassen, was den Status des, sagen wir, Mutterkonzerns untergräbt – das ist eigentlich ein völlig einleuchtendes Prinzip. Die EU-Regeln sehen beispielsweise vor, dass mit einem Land, das nicht zur Union oder wie Norwegen zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWR) gehört, keinesfalls bessere Handelsabkommen als mit den im weiteren Sinne Dazugehörigen geschlossen werden dürfen. Und wer mit der EU Handel treiben möchte, muss sich an bestimmte Regeln halten. Das war sowohl Gegnern als auch Befürwortern des »Brexit« klar, zumal die norwegische Regierung  vor der Abstimmung auch noch mal sehr klar gesagt hatte, dass man wegen des hohen Bruttosozialprodukts als EWR-Land rund viermal so hohe jährliche Beiträge wie das damalige Mitgliedsland Großbritannien zahle. Und dafür kein Mitspracherecht bezüglich der Regeln habe, an die man sich als EWR-Land halten müsse.

Aber zwischen Ist-eigentlich-klar und Wurde-auch-wirklich-verstanden besteht auch auf der Ebene internationaler Staatsverträge offenkundig ein beträchtlicher Unterschied. Und so tritt man also jetzt aus der EU aus und glaubt an unfassbar großartige Verträge, die ganz sicher bald geschlossen werden. Zum Beispiel mit den USA, weil, weiß ja ­jeder, die Vereinigten Staaten von Amerika wie alle anderen Länder auch im Prinzip nichts lieber tun als Handelsverträge abzuschließen, bei denen sie selbst ganz schlecht und die andere Partei immens super wegkommt.

Und so wird sich sicher das Problemchen mit der EU auch ganz schnell regeln lassen, versichern die »Brexiteers« bis heute. Weil klar, selbstverständlich wird die EU dem ehemaligen Mitglied traumhafte Konditionen anbieten, ist ja schließlich auch in ihrem ureigensten ­Interesse, dass möglichst viele Mitgliedsstaaten nach kurzem Durchrechnen auf die Idee kommen, ein Austritt sei absolut lukrativ.

Wie die Ausstiegsbestimmungen für Royals aussehen, ist nicht bekannt. Gewisse Anhaltspunkte existieren jedoch, und das nicht erst, seit Lady Di ihrer Schwägerin Sarah Ferguson auch aus solidem Eigen­interesse zur Scheidung von Prinz Andrew riet, um es ihr wenig später nachzutun – weg waren die Prinzessinnentitel. Dafür gab es sehr eng gefasste Verhaltensvorschriften.

Das war und ist soweit logisch, denn ein Königshaus, dass ausstiegswilligen Prinzen und Prinzessinnen ihre Titel lässt und dazu auch noch nichts dagegen hat, dass diese Titel privat als Markennamen benutzt werden, um von Enthüllungsbüchern bis, sagen wir, Kondomen alles nur Denkbare zu verkaufen, könnte das Königshausdasein auch gleich lassen. Weil bis auf die zwei, drei Leute, die sich Chancen ausrechnen, Chef zu werden, alle anderen es viel attraktiver finden würden, ein Leben als stinkreiche, freiberufliche Prinzessin zu führen. Und dann niemand mehr da ist, der zu Autobahneinweihungen gehen würde.

Wirklich durchdacht war das, was sich Prinz Harry und seine Frau als weiteren Lebensplan vorgestellt hatten, also eher nicht. Was immerhin prima zum Brexit passte, aber bedauerlichereise nicht ganz. Denn während man in Großbritannien immerhin eine gewisse Übung darin hat, ein Land zu sein, und über entsprechende Infrastruktur verfügt, ist bisher nicht wirklich klar geworden, wie Harry das große Abenteuer Geldverdienen angehen möchte. Gut, er hat laut Videobeweis die Fähigkeit, Disney-Chefs auf roten Teppichen um Jobs für seine Frau zu bitten, aber das ist nun nichts, was man jede Woche tun kann, selbst dann nicht, wenn man der Enkelsohn der Queen ist. Außerdem besteht ein gewisser Unterschied zwischen dem Angebot, dass die Frau einen Film synchro­nisiert und dafür bloß eine steuerlich für die Filmfirma durchaus attrak­tive Spende an irgendwas mit niedlichen kleinen Babyelefanten haben möchte und wirklichem Geldverdienen.

Aber egal, sie werden Milliarden verdienen, Harry und Meghan – theoretisch. Im Guardian, einer den Freiheitsbestrebungen der Senior Royals eher wohlwollend gegenüberstehenden Zeitung, machten Experten allerdings kürzlich eine ganz andere und vor allem weit ernüchterndere Rechnung auf. So sei nicht zutreffend, dass die Sussexes PR-technisch in einer Liga mit den Obamas spielen werden. Barack Obama habe seinen Präsidententitel nun einmal nicht ererbt, und schon gar nicht sei er wie Harry lediglich der jüngere Bruder eines Erbpräsidenten gewesen.

Sara Flanagan, früher bei der Modelagentur IMG und zurzeit als ­Medienberaterin in London tätig, sieht Harry und Meghan maximal auf dem Level des Kardashian-Jenner-Clans, der seine Millionenumsätze ­allerdings durch einen ausgewiesenen wenig zimperlichen Umgang mit dem eigenen Privatleben erzielt.

So hat jeder seine Träume. Der Prinz möchte gern gleichzetig berühmt, reich und in Ruhe gelassen werden, während die Untertanen, ­jedenfalls die meisten, gern nichts mehr mit der EU zu tun haben und unfassbare Mengen Geld durch den Handel mit eben dieser Europäischen Union verdienen wollen.

Wie prima das klappen wird, lässt sich am Beispiel eines der beliebtesten europäischen Speisefische, des Lachses, sehr gut aufzeigen. 20 Jahre lang hatten das EU-Mitglied Schottland und das EWR-Land Norwegen erbitterte Kämpfe um Quoten und Exporte ausgetragen, bis der Streit 2008 mit einem Kompromiss bei­gelegt wurde. Darüber, wie nach dem endgültigen Brexit mit dem schottischen Nicht-mehr-EU-Lachs verfahren werden könnte, wurde bisher noch nicht verhandelt. Was vielleicht immerhin eine schöne Berufschance für Harry und Meghan werden könnte: Lachs-Influencer.