Porträt: Heinz-Christian Strache, ­ehemals FPÖ-Vorsitzender, ist wegen Bestechlichkeit verurteilt worden

Übler Kater

Porträt Von Nicole Tomasek

<p>Ibiza, Party, Saufen!</p>

Ibiza, Party, Saufen! In Pandemiezeiten ist es ja kaum noch vorstellbar, dass es einst ausgelassene Feiern samt dubioser Kontakte gegeben hat, aber im Juli 2017, da war die Welt Heinz-Christian Straches, damals Parteivorsitzender der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) und Vizekanzler, noch in Ordnung und er versuchte zusammen mit Johann Gudenus, damals FPÖ-Abgeordneter, eine vermeintliche russische Oligarchennichte auf Ibiza mit seiner Bestechungskompetenz zu beeindrucken. Das dabei aufgenommene ­Video gelangte 2019 an die Öffentlichkeit und im Mai jenes Jahres zerbrach im Zuge der »Ibiza-Affäre« die rechte Regierungskoalition zwischen Österreichischer Volkspartei (ÖVP) und FPÖ.

Der Kater nach der wilden Korruptionsparty ist für Strache, der im Dezember 2019 aus der FPÖ ausgeschlossen wurde und fortan mit seinem Team HC Strache (THC) weiter versuchte, die österreichische Politik zu vernebeln, allerdings immer noch nicht verflogen. Am Freitag voriger Woche hat das Wiener Landesgericht für Strafsachen ihn in erster Instanz wegen Bestechlichkeit verurteilt. Es geht um Spenden des Betreibers einer Privatklinik an die FPÖ, in deren Folge die Partei dann im Nationalrat einen Initiativantrag für die Öffnung des Privatkrankenanstalten-Finanzierungsfonds (Prikraf) für alle Privatkliniken eingebracht hatte. Walter Grubmüller, der Betreiber der Klinik, die bislang keinen Zugang zum Prikraf besaß, habe im Oktober 2016 zunächst 2 000 Euro überwiesen, daraufhin sei Strache ­aktiv geworden. Im Juli 2017 habe Grubmüller dann weitere 10 000 Euro überwiesen. Strache wurde zu 15 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, Grubmüller zu zwölf. Beide können in Berufung gehen.

»Zutiefst überrascht, aber auch schockiert« sei er, sagte Strache nach dem Urteil. Da kennt der 52jährige, der in seiner Jugend auch Kontakte zu Neonazis nicht scheute, sich offenbar selbst noch nicht gut genug. Der Fall ist nur einer von vielen, in dem die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) seit Bekanntwerden des »Ibiza-Videos« ermittelt, gegen Strache unter anderem im Rahmen der »Casinos-Affäre« und wegen des Vorwurfs falscher Spesenabrechnungen. Doch auch gegen vier weitere ehemalige Mitglieder der ÖVP/FPÖ-Koalition, darunter Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), wird ermittelt. Vielleicht muss bald nicht nur Strache einen Kater kurieren.