Die zimbabwische Bildungsministerin Evelyn Ndlovu hat streikende Lehrkräfte einfach suspendiert

Arme Lehrkräfte

Porträt Von Nicole Tomasek

<p>»Schulleiter, ihre Stellvertreter und leitenden Lehrer sind meine Manager vor Ort, die mir helfen sollen, Dinge zu bewegen.</p>

»Schulleiter, ihre Stellvertreter und leitenden Lehrer sind meine Manager vor Ort, die mir helfen sollen, Dinge zu bewegen. Ich war schockiert, als ich feststellte, dass sie in diesem Land gewerkschaftlich organisiert sind«, empörte sich Evelyn Ndlovu, die Bildungsministerin Zimbabwes, Mitte Februar, und behaup­tete, die Gewerkschaft verhindere, dass Lehrkräfte an die Schulen zurückkehren. Weitaus schockierender ist jedoch, wie viel staatliche Lehrkräfte in Zimbabwe verdienen: umgerechnet rund 100 US-Dollar pro Monat. Da dies kaum zum Leben reicht, befinden sich zahlreiche der staatlichen Lehrkräfte des Landes seit dem 7. Februar im Streik. An diesem Tag hätten die Schulen nach mehreren Lockdowns endlich wieder dauerhaft öffnen sollen.

Die Streikenden verlangen eine Gehaltserhöhung auf umgerechnet 540 US-Dollar pro Monat. So viel verdienten sie noch bis Oktober 2018, bis zu diesem Zeitpunkt wurden Staatsbedienstete in US-Dollar ausbezahlt. Die Umstellung auf Landeswährung und die hohe Inflation des Zimbabwe-Dollars haben seither für einen enormen Wertverlust gesorgt. Die Regierung, die den Streik als ungerechtfertigt bezeichnete, bot eine Erhöhung des in Zimbabwe-Dollar gezahlten Gehalts um 20 Prozent rückwirkend ab Januar, eine monatlichen Covid-19-Zulage von 100 US-Dollar ab 1. März 2022 sowie Vergünstigungen wie zollfreien Autoimport an. Gewerkschaftsvertreter wiesen dieses Angebot als unzu­reichend zurück und merkten an, dass sich Lehrkräfte überhaupt kein Auto leisten könnten. Ndlovu suspendierte daraufhin alle streikenden Lehrkräfte für drei ­Monate ohne Bezahlung. Die Suspendierten wandten sich ans Oberste Gericht, das Ndlovus Anordnung für illegal erklärte. Kurz darauf kündigte die Regierung an, dass alle, die bis zum 22. Fe­bruar nicht zum Dienst erscheinen sollten, als entlassen gelten. Für die Zukunft des von Korruption und Armut gebeutelten Landes ist diese Art der Bildungspolitik desaströs. Zahlreiche gut ausgebildete Menschen haben Zimbabwe in den vergangene Jahren bereits wegen der Perspektivlosigkeit verlassen. Einige Lehrkräfte bieten gegen bessere Bezahlung Privatunterricht an. Ohne eine gut ausgebildete Bevölkerung wird Zimbabwe sich kaum aus der Armut befreien können.