Die US-Abgeordnete Mary Miller empört mit einer rassistischen Aussage zum Abtreibungsrecht

Weißes Leben

Porträt Von Nicole Tomasek

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Die Wut, die Empörung und die Befürchtungen, die das Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA bei Millionen Menschen ausgelöst hat, kann Mary Millers Aussage sicher nicht mehr weiter steigern, für einen Aufschrei sorgte sie allemal. »Präsident Trump, im Namen aller Maga-Patrioten in Amerika möchte ich Ihnen für den historischen Sieg für weißes Leben gestern vor dem Obersten Gerichtshof danken«, sagte die republikanische Abgeordnete im Repräsentantenhaus bei einer Kundgebung am Samstag in Mendon, Illinois, mit Bezug auf Donald Trumps Slogan »Make America Great Again« (Maga). Die von Trump veranstaltete Kundgebung sollte die Menschen vor den Vorwahlen in dem Bundesstaat mobilisieren und er hatte Miller eingeladen, auf der Bühne zu sprechen.

Das Oberste Gericht hat am 24. Juni das Grundsatzurteil im Fall Roe v. Wade, durch das 1973 bundesweit das Recht auf Abtreibung eingeführt worden war, aufgehoben. Nun ist die jeweilige Gesetzeslage der einzelnen Bundesstaaten ausschlaggebend; in vielen republikanisch regierten gibt es sogenannte Trigger-Gesetze, die nach dem erwarteten Urteil des Obersten Gerichts sofort in Kraft treten und Schwangerschaftsabbrüche in fast allen Fällen kriminalisieren. Dagegen protestieren in den USA landesweit Millionen Menschen.

Miller wurde für ihren white supremacy-Rassismus vor allem in sozialen Medien heftig kritisiert. Ihr Team schickte eilig eine Erklärung hinterher, Miller habe nur »die Worte verwechselt«. Sie habe ihre vorbereitete Rede falsch abgelesen und eigentlich »Recht auf Leben« statt »weißes Leben« sagen wollen, so ihr Sprecher. Doch die besten Redenschreiber konnten wohl nicht verhindern, dass Millers Ideologie sich den Weg aus dem Hirnstübchen auf die Zunge bahnte. Korrigiert hatte sie sich während ihrer Rede nicht. Statistiken zufolge waren 2019 – soweit race oder ethnische Zugehörigkeit erhoben wurden – nur einDrittel aller Abtreibenden in den USA nichthispanische Weiße, aber Fakten hätten die »Maga-Patriotin« sicher auch nicht abgehalten.