Ein ­Wanderer gibt auf

Greyhound statt Trail

Walk on the Wild Side. Zwei Schwule – ein Wanderweg

Der Pacific Crest Trail, circa 2650 Meilen lang, verlangt vom designierten Thru-hiker nicht nur Entbehrungen und eine gewisse Geruchstoleranz, sondern auch einen funktionierenden Körper. So manche der Mitwandernden sind dabei an ihre Grenzen gestoßen, über diese hinweggegangen und schließlich gezwungen gewesen, die Wanderung abzubrechen. Diese Kolumne, die eigentlich von den Erfahrungen zweier Wanderlustiger erzählen sollte, ist nun auch eine vom Abbruch. Denn einer von ihnen musste die Wanderschaft vorzeitig beenden. Ein geschwollener, schmerzender Fuß, der nach zwei Meilen kundtut, dass es jetzt auch mal gut mit Laufen für heute ist, ist kein guter Begleiter und sicherlich eine denkbar schlechte Voraussetzung für die täglich oft bis zu 30 Meilen langen Etappen.

Also wurde ein Arzt konsultiert, und dieser verordnete Ruhe und wenig Belastung. Genau dies ist wohl das, was ein Wanderer seinem Fuß am wenigsten bieten kann, aber es bleibt einem nichts anderes übrig, als zu warten und zu hoffen, dass es in ein bis zwei Wochen wieder gut ist und man zurück auf den Trail kann. Leider kam es anders. Ganze vier Wochen wartet der eine Kolumnist in einem schnuckeligen Hostel im kalifornischen Bishop.

Zum Glück hatte der Hostel-Betreiber Mitleid mit dem Gestrandeten, der mit sorgenvollen Augen seine Finanzen checkte, und bot an, für ein bisschen Hilfe im Hostel (Betten machen, Müll entsorgen, Wäsche falten) die Übernachtungskosten zu ­erlassen. Aufmerksame Leser unserer Kolumne erinnern sich vielleicht an den Zollbeamten in San Francisco, der zuerst die Einreise verhindern wollte, da er davon ausging, dass man zum illegalen Arbeiten gekommen sei…Na ja, ein bisschen Menschenkenntnis oder gar prophetisches Wissen hatte er wohl doch.

Diese lange Zeit und täglich eintreffende Wanderer, welche immer wieder die gleichen Geschichten und Fotos von der Besteigung des Mount Whitney darbieten, sind für die Moral des zur Wanderabstinenz Gezwungenen nicht gerade förderlich gewesen. Und so entschloss er sich nach tagelangem Hin und Her, dem Ganzen ein Ende zu setzen.

Nun heißt es, andere Pläne zu schmieden. Wenn man schon mal hier ist, warum nicht an die Ostküste? Die Entscheidung, diese Strecke mit dem Langstreckenbus der Greyhound Lines hinter sich zu bringen, ist allerdings nur bedingt zu empfehlen. 72 Stunden im Bus mit diversen Umstiegen und unsicheren Abfahrtszeiten sowie wirklich unfreundlichen Angestellten sind sicherlich nicht jedermanns Sache, belohnt wird man allerdings mit dem Gefühl, verstanden zu haben, wie groß und landschaftlich vielfältig dieses Land ist, und nebenbei erkennt man, dass der Bus das Verkehrsmittel derer ist, die den ameri­kanischen Traum ausgeträumt haben.

Während der eine im Bus durch die USA düst, läuft der andere Wanderlustige mit gemischten Gefühlen und etwas Wehmut alleine weiter Richtung Norden. Aber vielleicht trifft man sich auf einem der zahlreichen Wanderwege in heimischen Gefilden wieder? Wie wäre es zum Beispiel mit dem Hexatrek? Was klingt wie ein Hustenmittel, ist in Wirklichkeit der Name eines relativ neuen Trails, der durch Frankreich führt und vielversprechend klingt. Oder sollte man sich doch lieber ganz klassisch auf den Jakobsweg begeben? Vielleicht erhält man dort keine religiöse Vision, aber zumindest eine von Hape Kerkeling.