Der Musiker Kristof Schreuf ist gestorben

Schlechtere Zeiten

Der Musiker und Autor Kristof Schreuf ist gestorben. Eine Würdigung.

»Bessere Zeiten klingt gut« – die so einprägsame, sloganhafte Zeile erscheint verheißungsvoll und ernüchternd zugleich, als eine vage utopische Hoffnung auf andere Zustände, die aber offensichtlich im Kontrast steht zu dem, was ist. Ein Satz von dauerhafter Gültigkeit, begleitet von der ebenso wahren Feststellung »Bruch in allem pausenlos«.

Diese reimlosen Verse stammen von Kristof Schreuf, vom Debütalbum seiner Band Kolossale Jugend, das 1989 auf dem kurz zuvor gegründeten Hamburger Musiklabel L’Age d’Or erschien. Es war erst der dritte Longplayer, den die kleine Plattenfirma veröffentlichte, die Pascal Fuhlbrügge, Gitarrist von Kolossale Jugend, mit betrieb. Schlagzeuger Christoph Leich wiederum wurde später mit Die Sterne einem größeren Publikum bekannt.

Doch vor allem prägte Kristof Schreuf mit seiner Stimme und seinen Texten das, was später unter dem Namen Hamburger Schule geläufig und Mitte der neunziger Jahre auch einigermaßen erfolgreich werden sollte. Für Kolossale Jugend war ein Jahr nach dem zweiten Album »Leopard II« von 1990 dagegen bereits Schluss. Und Schreufs unnachahmliche Mischung aus melodischem Singsang, atemlosem Sprechgesang und Schreien fehlte für einige Jahre, bis er sich mit seiner neuen Band Brüllen zurückmeldete.

Wieder schuf er Verse, die sich unmittelbar einprägen, zum Beispiel im Song »Laufe Blau« die radikale Zuspitzung einer Zeile von Reinhard Mey: »Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarettenfabrik«. Nach dem einzigen Brüllen-Album »Schatzitude« von 1997 wurde es jedoch wieder still um den Musiker Schreuf, der sich daneben schon seit 1991 als Kulturjournalist betätigte, genau genommen als leidenschaftlicher Popkritiker ohne Angst, auch mal anzuecken. Zunächst und bis zuletzt schrieb er für die Taz, später auch für die Junge Welt und in den vergangenen zehn Jahre außerdem des Öfteren für die Jungle World, wo er etwa Einspruch erhob gegen einen kulturpessimistischen Abgesang auf den Pop.

Sein einziges Soloalbum »Bourgeois with Guitar« von 2010 stellte eine geradezu intime Erkundung der Pop- und Rockgeschichte dar, bei der Schreuf sich Klassiker von AC/DC bis Donna Summer aneignete, sie mit anderen Popzitaten anreicherte ­sowie andere und eigene Melodien und Gitarrenmotive hinzufügte. Sein lang angekündigter Debütroman »Anfänger im ­Rocken« ist dagegen unabgeschlossen geblieben. Kristof Schreuf ist am 9. November im Alter von 59 Jahren gestorben, seine Stimme fehlt jetzt schon.