Joe Chialo, Purling Hiss und der Animationsfilm »Suzume«

Ein Kultursenator, der singen kann

Sven Regener und Band waren beim Friseur. Und Berlin bekommt einen neuen Klaus Lederer.

Ein Bild für die Ewigkeit! So freuten wir uns neulich kurz mit unserem Friseurmeister um die Ecke, als er uns stolz das Plattencover des neuen Element-of-Crime-Albums »Morgens um vier« präsentierte. Das Bild wurde in seinem schönen Salon geschossen. Die Berliner Band wurde im vorigen Jahrtausend beim Universal-Label Motor von Tim Renner unter Vertrag genommen, der später Berlins Staatssekretär für Kultur wurde. Den jetzigen Berliner Kultursenator Klaus Lederer soll Joe Chialo (CDU) ablösen, der auch mal bei Universal tätig war. Zuvor war Chialo Sänger der Nürnberger Funky-Metal-Band Blue Manner Haze, die sich im Rennen um die beste deutsche Crossover-Kopie aber nie gegen die H-Blockx aus Münster am Markt durchsetzen konnten.

Vom maskulinen Slap-Bass der neunziger Jahre weiter in die Grunge-Slackerwelt: Die Band Purling Hiss aus Philadelphia macht auf ihrem jüngsten Album »Drag on Girard«, das wie eine einzige Dinosaur-Jr.-Ehr­erweisung klingt, mit ihren verzerrten Gitarren in der Wall of Sound schnell klar, warum Rock nicht totzukriegen ist und Grunge als Sound der neunziger Jahre einfach besser gealtert ist als Funky Metal.

Die 17jährige Suzume reist mit einem geheimnisvollen jungen Mann durch Katastrophengebiete im heutigen Japan, um Türen in die Vergangenheit zu schließen, hinter denen sich noch immer Unheil für die Natur und die Bevölkerung verbirgt.

Oder als die Filmkomödie »Manta, Manta«. Statt Til Schweigers überflüssigem Sequel sollte man sich lieber Emily Atefs Spielfilm »Irgendwann werden wir uns alles erzählen« anschauen, der im Wendesommer auf dem thüringischen Land spielt und großartig die Ungewissheit dieser Zeit einfängt. Allerdings trübt der Haupthandlungsstrang das Filmvergnügen – die amour fou zwischen ­einer blutjungen Frau und einem aggressiven alten Bauern wird leider nur behauptet und ist zudem noch recht sexistisch.

Im Kino läuft in dieser Woche auch noch Makoto Shinkais herrlich verwirrender Animationsfilm »Suzume« an, inspiriert von der shintoistischen Göttin der Morgendämmerung Ame-no-Uzume. Die 17jährige Suzume reist mit einem geheimnisvollen jungen Mann durch Katastrophengebiete im heutigen Japan, um Türen in die Vergangenheit zu schließen, hinter denen sich noch immer Unheil für die Natur und die Bevölkerung verbirgt.

Bei so vielen Reisen in die Vergangenheit und diffuser Hoffnungen auf die Zukunft in Kunst und Politik hoffen wir auf den sich langsam ­anbahnenden Frühling. Puh, ­Gegenwart.
 

Element of Crime Albumcover