Auf dem Gelände des KZ Sajmište in Belgrad wird eine umstrittene Gedenkstätte eingerichtet

Nationalistische Schuldzuweisungen

Das KZ Sajmište in Belgrad war lange vergessen. Das soll sich ändern. Seit Juli vorigen Jahres lässt die Regierung Serbiens das ehemalige Lagergelände renovieren und eine Gedenkstätte einrichten – allerdings im Sinne einer nationalistischen Geschichtspolitik.
Reportage Von

Bis Mitte vorigen Jahres lag das Gelände des ehemalige Konzentrationslagers Sajmište größtenteils verborgen hinter grünen Baumkronen. Jetzt ziehen umfangreiche Renovierungsarbeiten an dem ehemaligen Hauptwachturm des KZ die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich, im April wurde bereits eine Ausstellung eröffnet.

Der Ort liegt zentral gegenüber dem alten Belgrader Stadtzentrum am Fluss Sava, direkt an der Zufahrtsbrücke auf der Seite des nach dem Zweiten Weltkrieg erbauten Novi Belgrad. Auch Tou­rist:innen kommen auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt unweigerlich am ehemaligen Konzentrationslager vorbei. Doch wissen die wenigsten, was sich hier befindet. Wie auch? Während der Gedenkpark und das dazugehörige etwa zehn Meter hohe Mahnmal für die Opfer des Lagers am Flussufer Aufmerksamkeit auf sich ziehen, gibt es nur zwei kleine versteckte und teilweise mit Pflanzen überwachsene Gedenktafeln, die das Lager als solches ausweisen.

Sajmište war das größte Konzentrationslager auf dem heutigen Territorium Serbiens, ein Vernichtungslager, in dem Jüdinnen und Juden in als »Seelenmörder« (dušegupka) bezeichneten Gaswagen ermordet wurden. Diesem Ort müsste eine Schlüsselrolle für das Gedenken an die Opfer von SS, deutschen Besatzungsbehörden und auch serbischen örtlichen Kollaborateuren unter der Marionettenregierung von Milan Nedić im von der Wehrmacht besetzten Serbien zukommen. Umso erstaunlicher ist es, dass es hier noch keine Gedenkstätte gibt. Nun finden Umbauarbeiten statt, doch das Projekt ist umstritten.

Das unabhängige Center for Holocaust Research and Education wirft der Gedenkstättenleitung Falschinformation, Intransparenz und Unprofessionalität vor.

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