In Jekaterinburg ist sowjetische und russische Vergangenheit präsent

Lenin, Jelzin und Tschekisten

In der Ural-Metropole Jekaterinburg macht sich der Krieg gegen die Ukraine kaum bemerkbar, die Vergangenheit hingegen ist überall präsent.
Reportage Von

Mitte August hat es in Jekaterinburg ordentlich gekracht. Anlässlich des 300jährigen Stadtjubiläums warf ein aufwendiges Feuerwerk helles Licht und dunkle Schatten auf die Ural-Metropole mit ihren anderthalb Millionen Einwohnern. Mitten im Krieg gegen die Ukraine. Die Front ist von hier weiter weg als von Berlin, und dass sich Russland im Krieg befindet, macht sich nur dezent bemerkbar.

Der Krieg ist weit weg
Nicht einmal Werbeplakate für einen gutbezahlten Vertrag mit den Streitkräften für einen Fronteinsatz finden sich in der Stadt. An einigen ausgewählten Stellen wie an der Wand eines Universitätsgebäudes prangt ein unübersehbares Z als Zeichen für den Sieg. Auch die meisten Straßenbahnen und Busse sind mit einem Z gekennzeichnet, aber damit scheint den Herrschenden im Moskauer Kreml genug Tribut gezollt.

»Hier merke ich vom Krieg viel weniger als in Georgien«, bestätigt der gebürtige Jekaterinburger Aleksandr. Inzwischen lebt er im Südkaukasus und hält sich nur noch gelegentlich in seiner Herkunftsstadt auf – aber oft genug, um den Kontakt und ein Gespür für Veränderungen zu behalten. »Unter den lokalen Eliten existiert ein Konsens, vom Krieg so wenig zu zeigen wie möglich«, so Aleksandr; diese Devise gelte im Übrigen auch für die Polizeipräsenz. Tatsächlich sind uniformierte Ordnungshüter auf der Straße eine absolute Ausnahmeerscheinung.

Im sowjetischen Swerdlowsk – ihren alten Namen Jekaterinburg erhielt die Stadt erst 1991 zurück – begann die steile Karriere des späteren russischen Präsidenten Boris Jelzin.

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