Antizionisten pflegten am 8. März das Feindbild des »imperialistischen Feminismus«

Antifeministische Aktion

Zum internationalen Frauentag gab es in Berlin eine antizionistische Demonstration, auf der das Feindbild des »imperialistischen Feminismus« gepflegt wurde.

Neun Grad hatte es in Berlin, die Sonne schien. Vor allem junge Frauen versammelten sich am 8. März Unter den Linden, viele trugen Kufiyas, Lederjacken, Handtaschen mit Fransen, nicht wenige hatten bunte Haare. Als eine Gruppe Tänzerinnen zur Demonstration stieß und anfing zu twerken, tobte die Menge. Im Hintergrund wehten palästinensische Fahnen.

Demonstriert werden sollte am Internationalen Frauentag unter dem Motto »Down with Imperialist Feminism« gegen die »korrupten Mächte dieser Welt«. Zum Protest aufgerufen hatte die antizionistische Gruppe Alliance of Internationalist Feminists, zusammen mit »Palästina spricht«, der Student Coalition Berlin und der »Front of Anti-Colonial Anti-Capitalist Anti-Cistem Queers« (FACQ). Auch die »Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost« hatte die Werbetrommel gerührt.

Ein von »kolonialen und imperialen Mächten« konstruierter und als »demokratisch« getarnter »Feminismus der Unterdrücker:innen«, so der Aufruf, rechtfertige »Kriege«, »Besatzungen«, »mörderischen Grenzen«, »Mauern«, die »Unterwerfung des Globalen Südens«, »Genozide, Unterdrückerregime und Ausbeutung« und stehe im Bunde mit einer »neuen Welle des Faschismus in Deutschland«. Und natürlich fehlten auch die »völkermörderischen Aktionen des faschistischen israelischen Regimes« nicht. Unter anderem Palästina, Kongo, Sudan, Afghanistan, Kurdistan, Peru, Libyen und Irak nannte man als Beispiele für Länder, die der Westen mit seinen »blutigen Händen« angefasst habe.

Eine der Veranstaltergruppen, die Alliance of Internationalist Feminists, hatte Berichte über von der Hamas begangene sexuelle Gewalt als »Propaganda« bezeichnet.

Dass die »Geschwister aus dem Globalen Süden« womöglich nicht nur die blutige Hand des Westens, sondern auch die ihrer Ehemänner und Väter und allgemein ihrer eigenen patriarchalen Gesellschaft fürchten müssen, wurde im Aufruf höchstens angedeutet. Die Twerk-Show zu Beginn wäre wohl in mindestens fünf der aufgezählten Länder undenkbar gewesen – im Gegensatz zu der Geschlechtertrennung, die auf der Demonstration eigentlich vorgesehen war. Alle Männer beziehungsweise »allies« sollten hinten laufen, woran sich allerdings kaum jemand hielt.

Schon vor Wochen hatte die Demonstration von sich reden gemacht. Eine der Veranstaltergruppen, die Alliance of Internationalist Feminists, hatte am 7. Dezember auf Instagram die Berichte über von der Hamas begangene sexuelle Gewalt gegen in den Gaza-Streifen verschleppte Geiseln als »Propaganda« bezeichnet, die lediglich dazu diene, die »Tötungsmaschinerie« der »israelischen Besatzung« zu rechtfertigen. Hengameh Yaghoobifarah, Redaktionsmitglied beim Missy Magazine, schrieb deshalb auf Instagram, die Demo werde »von Vergewaltigungsleugnern« organisiert.

Einsam lief dann am 8. März eine Frau mit Israelfahne vor den etwa 3 500 Teilnehmern die Friedrichstraße vorweg, in der Hand einen Blumenstrauß und die Botschaft: »Believe Israeli Women«. Unzählige Male gingen Mitglieder des »Awareness«-Teams zur Polizei und baten darum, dass die Frau gehen möge, man fühle sich von ihr »gestört«. Immer wieder kamen Personen zu ihr und schrien ihr Dinge entgegen wie: »Alle Welt hasst Zionisten«, oder: »Israelische Frauen werden von den IDF vergewaltigt!«

Sexuelle Gewalt, Feminismus, Frauentag – das alles schien an diesem Tag bloß Vorwand zu sein. »We are all Palestinians«, sang man, oder: »Zionisten sind Faschisten!«

Auch die Pressearbeit wurde behindert, der Autor wurde aus der Demonstration gedrängt, nach seinem Handy wurde gegriffen und damit gedroht, »es wegzuwerfen«. Als er ein Foto von einem der Übergriffigen machte, wurde er gegen eine Hauswand geschubst. Die Veranstalter gingen zur Polizei und sagten, sie fühlten sich »nicht wohl« mit dem Autor, er solle sich »mindestens 50 Meter« von der Demonstration entfernen.

Schon im Protestaufruf kam der Feminismus eigentlich nur als Feindbild vor (als »imperialistischer Feminismus«), das Patriarchat wurde nur ganz am Ende neben allerlei anderen Übeln wie Apartheid und Faschismus genannt. Sexuelle Gewalt, Feminismus, Frauentag – das alles schien an diesem Tag bloß Vorwand zu sein. »We are all Palestinians«, sang man, oder: »Zionisten sind Faschisten!«

Überhaupt nicht erwähnt wurde im Protestaufruf der Iran, wo Frauen seit Jahren trotz enormer Repression einen Aufstand gegen das islamistische Regime anführen. Beim Protest selbst war allerdings die kurdische Parole dieses Aufstands, »Jin, Jiyan, Azadî«, oft zu hören – wohl einer der wenigen wirklich feministischen Slogans an jenem Tag. Dabei richtet sie dieser Slogan gegen das iranische Regime und damit ausgerechnet gegen den Hauptunterstützer und ideologischen Zwilling der Hamas, die man so eifrig gegen den Vorwurf der sexuellen Gewalt verteidigte.