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Der Wirtschaftskrieg zwischen den beiden größten Nationalökonomien der Welt eskaliert weiter. Die US-Regierung hat neue Strafzölle auf chinesische Importe verhängt. Wie wird die chinesische Führung antworten?
Ein Anflug von Panik ergriff die Finanzmärkte und Börsen, als die US-Regierung vergangene Woche weitere Zölle auf chinesische Importe ankündigte. Weltweit gaben die Aktienkurse nach, die Preise für Rohstoffe fielen rapide. Nur Gold, eine beliebte Anlage in krisenhaften Zeiten, kostet so viel wie seit Jahren nicht mehr.
Dabei war es nicht einmal so sehr der Umfang der Zölle, der für Aufregung sorgte. Die US-Regierung will Waren aus China im Wert von rund 300 Milliarden US-Dollar ab dem 15. Dezember – ursprünglich war ab September geplant – mit Importzöllen in Höhe von zehn Prozent belegen. Eine solche Summe dürfte für die beiden größten Nationalökonomien der Welt verkraftbar sein. Nervöser reagierten die Finanzmärkte auf den Umstand, dass der Wechselkurs des chinesischen Yuan kurzfristig unter sieben Yuan für einen US-Dollar fiel. Prompt bezichtigte US-Präsident Donald Trump China der Währungsmanipulation.
Eine solche Manipulation ist eine scharfe Waffe in einem Wirtschaftskrieg. Wer sie benutzt, kann unter Umständen eine Eskalation herbeiführen, die nur noch schwer zu kontrollieren ist. Dabei entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass Trump ausgerechnet jetzt diesen Vorwurf aufs Neue erhebt. Die Zölle verteuern chinesische Produkte, was die Exporte und damit die wirtschaftliche Bilanz des Landes empfindlich trifft. Entsprechend schwächer wird auch die Landeswährung gehandelt. Der Yuan fiel, weil die chinesische Regierung nicht intervenierte, um die Währung zu stützen.
Bislang sieht sich Trump mit seiner Strategie klar im Vorteil. Weil China rund fünfmal so viel in die USA exportiert wie umgekehrt, kann das Land nicht mit Strafzöllen in einem vergleichbaren Umfang reagieren. Handelskriege seien für die USA daher »einfach zu gewinnen«, verlautbart Trump immer wieder.
Doch was würde geschehen, sollte die chinesische Regierung die eigene Währung tatsächlich bewusst schwächen, wie sie es im zurückliegenden Jahrzehnt häufig getan hat? Chinesische Importe würden billiger, die Effekte der Zölle würden verpuffen. Trump müsste weitere Zölle erheben oder den US-Dollar abwerten – ein Wechselspiel mit ungewissem Ausgang.
Die Frage ist nur, wie weit zu gehen beide Regierungen bereit sind, um ihre Ziele zu erreichen. Was Trump langfristig bezweckt, ist unklar. Mit immer neuen Abgaben wird er den weiteren Aufstieg Chinas jedenfalls kaum verhindern können. Kurzfristig könnte ihm der Konflikt jedoch nutzen. Für seine Wiederwahl im kommenden Jahr benötigt er eine boomende Wirtschaft – kaum etwas wäre für ihn schlimmer als eine Rezession im Wahlkampf.
Die US-Ökonomie wächst derzeit zwar noch in Folge der Steuersenkungen des vergangenen Jahres, doch die Effekte lassen merklich nach. Um die Wirtschaft zu stärken, will Trump den Markt weiter mit billigem Geld versorgen – Geld, das ihm die Zentralbank mit weiteren Zinssenkungen verschaffen soll. Wohl nicht zufällig erhob er neue Zölle immer dann, wenn die US-Börsen kurz davor standen, neue Index-Höchststände zu erreichen – um anschließend umso größere Verluste zu verbuchen. Mit seinen Interventionen setzt Trump die Wirtschaft erheblich unter Druck und nötigt die US-Zentralbank so dazu, den Leitzins zu senken.
Bislang reagierte China moderat auf die Aktionen der US-Regierung. Aber auch die chinesische Regierung steht unter Druck. Die Zeiten, in denen das chinesische Wachstum einen Rekord nach dem anderen erzielte, sind längst vorbei; der Höhepunkt war 2007 mit sagenhaften 14 Prozent erreicht. Seitdem hat sich die Wachstumsrate mehr als halbiert. Die Regierung versucht seither, das Wachstum mit großen Investitionen in die Infrastruktur voranzutreiben.
Doch mittlerweile sind zahlreiche neue Autobahnen gebaut, Hochgeschwindigkeitstrassen und Flughäfen in Betrieb, endlos fortsetzen lässt sich diese Strategie nicht. Stagnation oder gar Schrumpfung kommen jedoch auch nicht in Frage. Die neue Mittelschicht hat konkrete Erwartungen an die Kommunistische Partei und verzichtet auf politische Partizipation, solange der Wohlstand weiter wächst.
Trumps Ankündigung, den weiteren wirtschaftlichen Aufstieg Chinas zu bremsen, wird die chinesische Regierung nicht tatenlos hinnehmen. Möglichkeiten zu reagieren hat sie genug. So soll China künftig keine Sojabohnen und kein Schweinefleisch mehr aus den USA einführen, was die Farmer trifft, eine der wichtigsten Wählergruppen Trumps. Die chinesische Regierung könnte die Bevölkerung dazu aufrufen, keine Waren mehr aus den USA zu kaufen, was die US-Technologiekonzerne schwer belasten würde.
Nicht zuletzt könnte China seine US-Schuldscheine verkaufen, was im Gegenzug die Zinsen in den USA drastisch steigern würde. Die chinesische Regierung hat ihre Exportüberschüsse jahrelang in US-Anleihen investiert und besitzt Anleihen im Wert von mehr als einer Billion US-Dollar. Damit ist sie weltweit größter Gläubiger der USA, abgesehen von der US-Notenbank. China würde sich damit zwar auch selbst schaden, weil der Wert der Schuldpapiere deutlich sinken würde. Doch die Nachteile für die USA wären vermutlich noch größer. Und entscheidend im Handelskrieg ist schließlich, dass die eigenen Verluste geringer sind als jene des Gegners.