Im französischen Überseegebiet Mayotte soll das »ius soli«, das Geburtsortprinzip, abgeschafft werden

Besorgte Bürger auf Mayotte

Auf der französischen Insel Mayotte soll das »ius soli«, also der Erwerb der Staatsbürgerschaft nach dem Geburtsortprinzip, abgeschafft werden. Marine Le Pens Rassemblement national frohlockt.

Paris. Einer der Grundpfeiler des französischen Staatsbürgerschaftsrechts beginnt zu wackeln und zu wanken: Das ius soli, also der Erwerb der Staatsbürgerschaft nach dem Geburtsortprinzip, das sich vom Abstammungsprinzip grundlegend unterscheidet, soll eingeschränkt werden. Die Ausarbeitung ­eines entsprechenden Gesetzentwurfs ist bereits angekündigt, voraussichtlich soll dieser am 22. Mai zur Kabinettssitzung vorgelegt werden. Hintergrund ist die angespannte, sich in den vergangenen Monaten zuspitzende ­Situation auf der zu Frankreich gehörenden, im Indischen Ozean zwischen Mosambik und Madagaskar liegenden Insel Mayotte.

Sie gehört geographisch zur Inselgruppe der Komoren, die 1975 ihre Unabhängigkeit von Frankreich erhielten; nur Mayotte blieb eine französische Gebietskörperschaft und bildet seit 2011 ein Département der französischen Republik.

In den vergangenen Jahren kamen immer mehr komorische Staatsangehörige nach Mayotte, wo sie sich auf französischem Staatsgebiet bessere Lebensbedingungen erhoffen. Diese Hoffnung erweist sich allerdings zumeist als trügerisch, schätzungsweise 70 Prozent der etwa 300.000 Menschen umfassenden alteingesessenen Bevölkerung Mayottes leben unter der Armutsgrenze Festlandfrankreichs.

Davon, dass sich die Oberschicht Mayottes bereichert, hat der Rest der »einheimischen« Inselbewohner, Mahorais genannt, allerdings nichts.

»Die Korruption erreicht hier ein fast unvorstellbares Ausmaß«, berichtet ein CGT-Gewerkschafter im Gespräch mit der Jungle World, der seinen Namen nicht in der Zeitung sehen möchte. In einem Krankenhaus der Inselhauptstadt Mamoudzou ar­beiten ihm zufolge »offiziell vier Putzfrauen. Bei ihnen handelt sich um die vier Ehefrauen des örtlichen Bürgermeisters, auch wenn Polygamie offiziell illegal ist, für ein Gehalt von insgesamt 8.000 Euro monatlich. Die setzten aber nie ihren Fuß in das Krankenhaus.

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