Danielle Haas, ehemalige Redakteurin bei Human Rights Watch, im Gespräch über antiisraelische Stimmung in Menschenrechts-NGOs

»Ich wollte nie die Jüdin im Raum sein«

Auf das Massaker der Hamas vom 7. Oktober reagierten Menschenrechtsorganisationen weltweit mit dem Ruf nach einer »Kontextualisierung« der islamistischen Gräueltaten und fanden kaum empathische Worte für ihre Opfer. Danielle Haas, langjährige Redakteurin des »World Report«, des Jahresberichts von Human Rights Watch zur weltweiten Lage der Menschenrechte, sprach mit der »Jungle World« über die Gründe, ihr Arbeitsverhältnis zu beenden.
Interview Von

Sie haben sich als Redakteurin des »World Report« (WR) 13 Jahre lang mit Menschenrechtsverletzungen in aller Welt auseinandergesetzt. Was ist Ihnen aus dieser Zeit am eindrücklichsten in Erinnerung geblieben?
Die Tätigkeit im Bereich der Rechte von Menschen mit Behinderungen war sehr spannend. In der Zeit, in der ich bei Human Rights Watch (HRW) arbeitete, war dies ein wichtiges Gebiet, vor allem in Ländern wie Ghana, wo Menschen aufgrund von psychischen Krankheiten noch angekettet wurden. Auch die Beschäftigung mit dem Jugendstrafsystem in den USA war für mich einprägsam. Minderjährige konnten für den Rest ihres Lebens weggesperrt werden, ohne die Chance auf Bewährung, das war für mich einfach nur entsetzlich. Und die Arbeit von HRW hat hier tatsächlich Veränderungen bewirkt, war also erfolgreich.

Sie haben 13 Jahre bei HRW gearbeitet. Warum haben Sie gekündigt und welche Rolle haben die Ereignisse vom 7. Oktober dabei gespielt?
Ich hatte den Eindruck, dass meine Arbeit als Redakteurin ideologisch beeinträchtigt wurde. Die Frage war also viel eher, wie ich hätte bleiben können. Es war schon vor dem 7. Oktober so, dass Israel immer wieder von einer großen Anzahl von Menschen thematisiert wurde, und zwar als einziges Land. Es gab eine Ungleichbehandlung in der Herangehensweise an Israel im Vergleich zu anderen Themen und Ländern, im Ton, in der Gewichtung, in ­lockeren Gesprächen.

»Nach dem 7. Oktober stand für die Kommunikation von Human Rights Watch nach außen fest, dass man in der Erklärung unbedingt die ›Apartheid‹ erwähnen müsse.«

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