Jordanien erweist sich für ­Israel verlässlicher als Deutschland

Das große Versagen

Die internationalen Reaktionen auf den ersten direkten iranischen Angriff gegen Israel sind unterschiedlich. Bei dessen Abwehr ist auf Jordanien mehr Verlass als auf Deutschland.
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Zum ersten Mal hat der Iran Israel direkt angegriffen. In der deutschen Politik folgte darauf sogleich intensives Geschnatter. Man redet hierzulande ja generell gern über Israel, Palästina, Menschenrechte, Frieden und werteorientierte Außenpolitik. Da eignete sich dieser Anlass trefflich, um wertvolle Meinungen zum Besten zu geben und ungefragte Ratschläge zu erteilen. Ist Israel jetzt existentiell bedroht? Oder eskaliert Ministerpräsident Benjamin Netanyahu skrupellos, um sich an der Macht zu halten? Wer hat wen provoziert? Political correctness ist wieder einmal wichtiger als Politik.

Israel hatte bei seinem Raketenangriff auf das Gelände der iranischen Botschaft in Damaskus am 1. April sieben iranische Revolutionsgardisten getötet. Mit einer Gegenreaktion musste man rechnen. Also hat Israel faktisch Iran provoziert, und der Iran hat zurückgeschlagen, wie zu erwarten war.

Das Ergebnis des israelischen Angriffs in Damaskus ist die Tötung desjenigen Kommandeurs der iranischen al-Quds-Brigade, mit dem sich die Terroristen des 7. Oktober wahrscheinlich abgestimmt haben: Mohammad Reza Zahedi.

Eine andere Frage lautet, ob Israel mit dem Angriff von Damaskus provozieren wollte, um den Konflikt zu eskalieren. Das ist bei Netan­yahu und seiner Regierung nicht auszuschließen, aber das Ergebnis ist die Tötung desjenigen Kommandeurs der iranischen al-Quds-Brigade, mit dem sich die Terroristen des 7. Oktober wahrscheinlich abgestimmt haben: Mohammad Reza Zahedi.

Dem Nachrichtensender »Iran International« zufolge, der sich wiederum auf Angaben der ultrakonservativen iranischen Parteienkoalition Shana berief, war Zahedi maßgeblich »an der Planung und Ausführung des al-Aqsa-Sturms« beteiligt. Die Plattform Iran Journal behauptete: »Die Hamas würdigte Zahedi als einen wichtigen Berater bei ihrem Angriff vom 7. Oktober.«

Tatsächlich nahm der Sprecher des Islamischen Jihad, der das Massaker an israelischen Zivilisten zusammen mit der Hamas organisiert hatte, an der Bestattungszeremonie für Zahedi teil, während der Generalsekretär der libanesischen Hizbollah, Hassan Nasrallah, eine eigene Feierlichkeit abhielt und nicht nach Teheran reiste. Solche diplomatischen Gesten haben im Orient (aber auch anderswo) große Bedeutung.

Fregatte an der Abwehr nicht beteiligt

Diesen Kommandeur hat Israel bestraft und dafür eine militärische Antwort des Iran in Kauf genommen. Der Gegenangriff wurde ziemlich souverän abgewehrt. Dabei halfen US-amerikanisches, britisches, französisches und jordanisches Militär. Von deutscher Unterstützung wurde nichts bekannt.

Da ist es dann ziemlich egal, was Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) gerade von sich gibt. Was zählt, ist, dass die Bundeswehr-Fregatte »Hessen«, die im Roten Meer stationiert ist, sich, soweit bekannt, an der Abwehr nicht beteiligt hat. Es sind aber Raketen der jemenitischen Houthi-Milizen übers Rote Meer oder am Roten Meer entlang geflogen.

Die »Hessen« hat, so scheint es also, den Befehl, Angriffe der Houthis auf die zivile Seefahrt im Roten Meer abzuwehren, Angriffe auf Israel aber nicht. Ein vielsagendes Beispiel für den realen Gehalt der deutschen Sonntagsreden, in denen die Existenz Israels zum Teil der deutschen Staatsraison erklärt wird.

Das große Versagen in diesen Tagen liegt mithin bei Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), dem Umfragen zufolge beliebtesten deutschen Politiker. Es sieht so aus, als könne sich Israel eher auf Jordanien verlassen. Das hat iranische Drohnen mit dem Ziel Jerusalem abgeschossen, nach Angaben der Regierung in Amman waren sie in jordanischen Luftraum eingedrungen.