Nach fast drei Jahrzehnten verlässt Ilona Bubeck den Querverlag

Im Zweifel für den Zweifel

Nach 29 Jahren verlässt die Verlegerin Ilona Bubeck den lesbisch-schwulen Querverlag. Die »Jungle World« traf sie auf einen Tee im Berliner Café Bilderbuch.

»Solange ich kann, werde ich mich in anderen Bereichen streitbar einmischen.« Mit diesen Worten verabschiedete sich Ilona Bubeck Ende Januar vom Querverlag, Deutschlands erstem schwul-lesbischen Verlag. 1995 hatte sie ihn zusammen mit ihrem Kollegen Jim Baker gegründet. »Lesbisch-schwul« sei für sie immer ein Bündnis gewesen, um sich »gesellschaftlich ­einzumischen, im Sinne einer feministischen und emanzipativen Verlags­politik«. Bei einem Glas Tee teilt sie der Jungle World grinsend mit: »Ich war immer für die Konflikte zuständig.«

Sie wollte »viel mehr queerkritische und feministische Bücher machen«. Exemplarisch dafür steht die sogenannte Kreischreihe, in der von 2016 bis 2020 insgesamt acht Bücher erschienen sind, die sich kritisch mit den Entwicklungen in der queeren Szene auseinandersetzen – und entsprechend nicht bei allen auf Begeisterung ge­stoßen sind. Die meisten Reaktionen provozierte der Sammelband »Beiß­reflexe«, herausgegeben von Patsy l’Amour laLove, in dem vor allem autoritäre Entwicklungen in Teilen der ­Szene kritisiert wurden.

»Mir war bewusst, was ›Beißreflexe‹ auslöst«, erinnert sich Bubeck. Als am 18. November 2017 zum dritten Mal die Buchmesse »Queeres Verlegen« in Berlin stattfand, durfte ausgerechnet das erfolgreichste LGBTI-Buch des ­Jahres dort nicht ausgelegt werden. Mit dem Sammelband werte der Verlag »unsere queerpolitischen, feministischen, antirassistischen und linken Kämpfe« ab und schlage »repräsentationspolitischen Profit aus der weiteren Marginalisierung ebenjener Nische, für die wir uns engagieren«, hieß es damals in einem Brief des Organisations­teams an den Querverlag. Dieser sagte seine Teilnahme daraufhin komplett ab.

»Was ist eine queere Buchmesse wert, wenn Kritik, Kontroversen und das Ringen um Meinungen untereinander nicht erwünscht sind?« Ilona Bubeck

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