In Lissabon zu Besuch bei den Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Nelkenrevolution

Im Namen der Nelke

Der 50. Jahrestag der portugiesischen Nelkenrevolution wurde in Lissabon groß begangen. Hunderttausende feierten gemeinsam auf den Straßen, so wie 1974 nach dem friedlichen Militärputsch gegen die Diktatur.

Lissabon. Wenn man kurz vor dem 25. April durch die Altstadt von Lissabon streifte, konnte man die Vorbereitungen für den näherrückenden 50. Jahrestag der portugiesischen Nelkenrevolution kaum übersehen. Themenbezogene Plakate linker Gruppen zierten die Stromkästen und Laternen, Banner mit Nelken hingen an staatlichen Gebäuden und Schulen und von Grundschulkindern gemalte Bilder zum unblutigen Militärputsch am 25. April 1974 wurden an öffentlichen Plätzen ausgestellt.

Dieser hatte die Portugiesen von der Jahrzehnte währenden faschistischen Diktatur des Estado Novo (Neuer Staat) und der Herrschaft der Nachfolger António de Oliveira Salazars befreit und den Übergang zur liberalen parlamentarischen Demokratie eingeleitet. Das aufständische Militär war damals von der Mehrheit der Portugiesen unterstützt worden: Die Menschen feierten auf den Straßen und die Revolution erhielt ihren Namen von den roten Nelken, die Portugiesinnen den Soldaten in die Gewehrläufe steckten.

Sowohl marxistisch-leninistische und links-grüne Wahlbündnisse der Opposition als auch die Sozialistische Partei (PS), die nach dem Putsch 1975 die ersten freien Wahlen Portugals seit 1925 gewonnen hatte, nutzten das Symbol der roten Nelke 2024 als Wahlwerbung. Bis zur Parlamentswahl im März dieses Jahres hatte der PS acht Jahre lang Regierung geführt. Die eher konservative Sozialdemokratische Partei (PSD), die mit der rechtskonservativen Volkspartei (CDS-PP) eine Wahlverbindung eingegangen war und jetzt eine Minderheitsregierung leitet, schlussfolgerte aus der Revolution die Notwendigkeit eines »starken Europa«, während die Liberale Initiative (IL) den 25. April als »Tag der Freiheit«, zuvörderst der ökonomischen, interpretierte.

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