Die russische Antikriegsaktivistin Aleksandra Skotschilenko wurde zu sieben Jahren ­Lagerhaft verurteilt

Freier als die anderen

Mit einer Kunstaktion protestierte Aleksandra Skotschilenko vor über einem Jahr in Sankt Petersburg gegen die Invasion der Ukraine. Dafür wurde sie jetzt zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Auf der durch ein Gitter abgetrennten Anklagebank im Gerichtssaal trug Aleksandra (»Sascha«) Skotschilenko oft ein Lächeln im Gesicht. Die Tränen kamen ihr erst bei der Urteilsverkündung am 16. November: Sieben Jahre Haft wegen angeblicher »Falschaussagen über die russische Armee«.

Im Frühjahr 2022 hatte die 33 Jahre alte Künstlerin in einem Sankt Petersburger Supermarkt Preisschilder gegen Aufschriften wie »Stoppt den Krieg! In den ersten drei Tagen sind 4.300 russische Soldaten ums Leben gekommen. Warum schweigt das Fernsehen darüber?« ausgetauscht.

Der Prozess geriet zur politischen Farce, Zeugen wollten ihre zuvor angeblich getätigten Aussagen vor Gericht nicht bestätigen, die Staatsanwälte wurden ausgewechselt.

Seit dem 11. April vorigen Jahres sitzt sie in Haft.Ihrer Glutenunverträglichkeit, die die Haftbedingungen für sie zur folterähnlichen Qual machten, einem angeborenen Herzfehler und weiteren Erkrankungen zum Trotz ließ Sascha Skotschilenko nie Zweifel an ihrer pazifistischen Haltung aufkommen.

Der Prozess geriet zur politischen Farce, Zeugen wollten ihre zuvor angeblich getätigten Aussagen vor Gericht nicht bestätigen, die Staatsanwälte wurden ausgewechselt. »Obwohl ich mich hinter Gittern befinde, bin ich freier als ihr«, sagte Skotschilenko vor dem Urteilsspruch.

Nachbildungen der Schilder, die Skotschilenko in einem Geschäft anbrachte, London, 30. März 2023

Subversive Botschaften. Nachbildungen der Schilder, die Skotschilenko in einem Geschäft anbrachte, London, 30. März 2023

Bild:
Feministische Antikriegswiderstand (FAS) / Telegram