Welt der Warenformen V

Feindliche Mutter

Der Krieg, der Propaganda-Krieg, läuft auf Hochtouren, und wie üblich machen die Soldaten glückliche Gesichter. Jedenfalls in den Zeitungen, denn die leben davon. Und das nicht schlecht - wie man wieder einmal bei der Übernahme-Schlacht um Mannesmann sehen kann.

Die bringt den Redakteuren nicht nur etwas mehr Freizeit (weil sie etwas weniger Werbe-Zwischenraum füllen müssen) und der Akquiseabteilung reichlich Umsatz, sondern auch Farbe in die graueste Zeitung Deutschlands: viel Blau für die vielen klugen Köpfe, damit sie sich nicht verkehrt entscheiden.

»Achtung!« Aha, die Aufmerksamkeit ist also schon mal auf die großen Buchstaben gelenkt, die 60jährige Mittelständler auch ohne Brille im Dunkeln erkennen können. Clever, na klar! »Mit Vodafone wird ihr Aktiendepot zur Baustelle«, drohen die Werbestrategen von Mannesmann. So, so, das Leben ist ein Aktiendepot! Aber Ausländer, die haben da nichts zu suchen - wie auf der Baustelle. Dafür sprechen Holz- und Mannesmänner sogar gebrochen ausländisch: »Think what the future could be.«

Leider können es die Muttersprachler auch nicht besser: »vodafone airtouch - a global leader in mobile telecommunication.« Wollten Sie, liebe Mannesmann-Aktionäre, nicht dem Führer folgen?

Vielleicht, wer weiß das schon, aber »eine feindliche Mutter wäre das Allerschlimmste«, eine Rabenmutter gar. Wer jetzt Angst kriegt, kann die Telefonseelsorge anrufen - umsonst: 0800 / 200 09 50 weiß Rat. Immer. Und: Können dunkle Baby-Augen lügen?

»Ja, ich tausche Mannesmann in Vodafone«, lacht ein ausgewachsenes Modell. Ihm würde der Mittelständler sogar Kukident-Haftcreme abkaufen, denn »der gute Mann denkt an sich selbst zuletzt, dann aber richtig«. Wer Nachhilfe beim Denken braucht, muss sich nicht viel merken: 08000 / 88 77 66 ist eine einprägsame Nummer. Die kostet nix, und 42 Millionen Kunden können sich nicht irren.

Können sie doch: »Ein Zusammenschluss mit Vodafone hat Risiken«, wissen die Future-could-be-Männer. Und wer die Brille aufhat und das Kleingedruckte liest, kann das Wesen des Kapitalismus erkennen. »Der in dieser Information enthaltene wirtschaftliche Ausblick bezieht sich auf künftige Sachverhalte. Dementsprechend unterliegt dieser wirtschaftliche Ausblick naturgemäß Risiken, die unvorhersehbar sind und außerhalb einer Einflussmöglichkeit von Mannesmann liegen können. Mannesmann kann deshalb keine Zusicherung dafür geben, dass nicht spätere Ergebnisse wesentlich von diesen wirtschaftlichen Aussagen abweichen können.« Am 7. Februar weiß die Mutter aller Kriege mehr. Sieger - das kann nur einer sein.