Interview

Jennifer »Jlo« Córdova
2024/25 Jennifer Córdova, Transfrauenorganisation Muñecas de Arcoíris, im Gespräch über Gewalt gegen LGBT-Personen in Honduras

»Es fehlt am politischen Willen, etwas zu ändern«

Homosexualität ist in Honduras zwar legal, die gleichgeschlechtliche Ehe jedoch nicht. Reaktionäre Ressentiments sind weitverbreitet, die Zahl der Gewalttaten gegen LGBT-Personen ist extrem hoch. Oft sind die Täter Angehörige der Ordnungskräfte, juristische Folgen hat das selten. Jennifer Córdova sprach mit der »Jungle World« über ihre Lebensgeschichte und ihre politische Arbeit.
»Niemand weiß, was passiert, wenn Ortega sterben sollte.« Daniel Ortega und seine Ehefrau, Vizepräsidentin Rosario Murillo
2024/24 Jan-Michael Simon, UN-Experte, im Gespräch über die Menschenrechtslage in Nicaragua

»Das Präsidentenpaar kontrolliert alle drei Staatsgewalten«

Ein Bericht der UN-Gruppe der Menschenrechtsexperten für Nicaragua vom März zeigt auf, dass sich die Menschenrechtslage in dem zen­tralamerikanischen Land seit 2023 dramatisch verschärft hat. Auf die Chancen für die Bewilligung von Asyl für nicaraguanische Flüchtlinge in Deutschland hat das wenig Einfluss. Die »Jungle World« sprach mit dem Vorsitzenden der UN-Expertengruppe, Jan-Michael Simon.
Palästinensische Flüchtlinge aus Galiläa, 1948
2024/23 Adi Schwartz, Autor, im Gespräch über die Forderung nach Rückkehr palästinensischer Flüchtlinge nach Israel und warum diese bösartig ist

»Israel ist hier, um zu bleiben«

Während des Israelischen Unabhängigkeitskriegs flohen etwa 700.000 Palästinenser. Deren Flüchtlingsstatus wird unbegrenzt an nachfolgende Generationen vererbt. Die palästinensische Seite hat die Forderung nach Rückkehr nie aufgegeben; »Rückkehrrecht« war immer eine Chiffre für die Abschaffung des jüdischen Staats, die in der UNRWA, dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten, ihre Institutionalisierung fand. Über diese Themen sprach die »Jungle World« mit dem israelischen Autor und Politikwissenschaftler Adi Schwartz.
Ohne Aussicht auf Rückkehr. Seit 2014 leben Tausende Yeziden im UN-Flüchtlingslager Khanke nahe der irakischen Stadt Dohuk
2024/23 Ronya Othmann, Schriftstellerin, im Gespräch über die Verfolgung der Yeziden

Jungle+ Artikel »Hier geht die Panik um«

Bereits vor 2014 waren Yeziden vor der Verfolgung in ihren Herkunfts­ländern geflohen, die Massaker des »Islamischen Staats« verschärften die Situation dann noch weiter. Vielen in Deutschland lebenden Yeziden droht die Abschiebung, obwohl ihre Sicherheit im Irak nicht gewährleistet ist. Die »Jungle World« sprach mit der Schriftstellerin Ronya Othmann über Geschichte und Ursachen der Verfolgung sowie die gesellschaftlichen Veränderungen in der yezidischen Community.
Giorgi Kartwelischwili
2024/22 Ein Gespräch mit dem Historiker Giorgi Kartwelischwili über die Proteste in Georgien

»Die Proteste brauchen neue Impulse und Inhalte«

Seit Wochen finden in Georgien Proteste gegen das von der Regierung initiierte sogenannte Agentengesetz statt. Präsidentin Salome Surabischwili hat kürzlich ihr Veto eingelegt, das allerdings vom Parlament überstimmt werden kann. Die »Jungle World« hat mit dem sozialistischen Historiker Giorgi Kartwelischwili über die Zusammen­setzung der Demonstrierenden und die Strategie der Regierung gesprochen.
»Aus Angst nicht zurück an die Uni­versität«. Antiisraelische Kundgebung an der Columbia University, New York City, am 30. April
2024/21 Charles A. Small, Institute for the Study of Global Antisemitism and Policy, im Gespräch über die Finanzierung US-amerikanischer ­Universitäten durch Katar

»Juden zu dämonisieren, ist akzeptiert«

Seit dem Massaker vom 7. Oktober 2023 häufen sich an US-amerika­nischen Universitäten antiisraelische Aktionen. Über deren möglichen Zusammenhang mit der Finanzierung US-amerikanischer Universitäten durch Katar und dem Einfluss der Muslimbruderschaft sprach die »Jungle World« mit Charles A. Small vom Institute for the Study of Global Antisemitism and Policy.
Tausende Frauen aus Srebrenica fordern auf einer Demonstration in Tuzla am 8. März 1996 Informationen über den Verbleib ihrer Männer. Viele der Männer waren von bosnisch-serbischen Truppen ermordet worden
2024/20 Jasna ­Causevic, Gesellschaft für bedrohte Völker, im Gespräch über den Genozid von Srebrenica

»Die Resolution ist ein Weckruf«

Eine UN-Resolution soll auf Betreiben Deutschlands und Ruandas einen Gedenktag für den Völkermord von Srebrenica in Bosnien und Herzegowina initiieren. Der finale Entwurf der Resolution wurde am 2. Mai veröffentlicht, im Laufe des Monats soll die UN-General­vollversammlung darüber abstimmen. Am 11. Juli 1995 ermordeten bosnisch-serbische Truppen innerhalb weniger Tage mehr als 8.300 muslimische Bosniaken, denen die Vereinten Nationen eigentlich Schutz versprochen hatten. Viele Serben empören sich über die Resolution und weigern sich, den Völkermord anzuerkennen. Ein Gespräch mit Jasna Causevic von der NGO Gesellschaft für bedrohte Völker.
Hunderttausende Menschen haben in den vergangenen Jahren Kuba verlassen. Flüchtlinge auf einem kaum seetüchtigen Boot in der Karibik, September 2022
2024/19 Omar Everleny Pérez, Ökonom, im Gespräch über die desolate wirtschaftliche Lage Kubas

»Die Situation ist explosiv«

Das Rationierungssystem Libreta wurde 1963 in Kuba eingeführt, um die Versorgung der Bevölkerung gerechter zu gestalten. Es half den Menschen durch die eklatanten Entbehrungen nach Auflösung der Sowjetunion und des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe Anfang der neunziger Jahre. Die als »período especial«, als Sonderperiode in Friedenszeiten, bezeichnete Ära wird mit der heutigen tiefen Wirtschafts­krise verglichen, in der weniger rationierte Lebensmitteln verfügbar sind als damals. Das ist ein Grund, weshalb zwischen November 2021 und Januar 2024 rund 600.000 Menschen die Insel in Richtung USA verlassen haben.
Der Letzte macht das Licht aus. Ruine des ehemaligen Diesterweg-Gymnasiums in Berlin-Gesundbrunnen
2024/17 Anja Bensinger-Stolze, Gewerkschafterin, im Gespräch über Bildungs­förderung

»Viele Schüler:innen werden früh eingeschränkt«

Anfang Februar einigten sich Bund und Länder nach langen Verhand­lungen auf das sogenannte Startchancen-Programm, in dessen Rahmen beide zu gleichen Teilen über zehn Jahre 20 Milliarden Euro in rund 4.000 sogenannte Brennpunktschulen investieren werden. Erstmals wurden bei den Kriterien zur Mittelvergabe Migrations­hintergrund und Armutsquote bei der Schülerschaft gesondert berücksichtigt. Ein Gespräch mit der Gewerkschafterin Anja Bensinger-Stolze über Bildungsgerechtigkeit und Finanzierung.