Interview

Tausende Frauen aus Srebrenica fordern auf einer Demonstration in Tuzla am 8. März 1996 Informationen über den Verbleib ihrer Männer. Viele der Männer waren von bosnisch-serbischen Truppen ermordet worden
2024/20 Jasna ­Causevic, Gesellschaft für bedrohte Völker, im Gespräch über den Genozid von Srebrenica

»Die Resolution ist ein Weckruf«

Eine UN-Resolution soll auf Betreiben Deutschlands und Ruandas einen Gedenktag für den Völkermord von Srebrenica in Bosnien und Herzegowina initiieren. Der finale Entwurf der Resolution wurde am 2. Mai veröffentlicht, im Laufe des Monats soll die UN-General­vollversammlung darüber abstimmen. Am 11. Juli 1995 ermordeten bosnisch-serbische Truppen innerhalb weniger Tage mehr als 8.300 muslimische Bosniaken, denen die Vereinten Nationen eigentlich Schutz versprochen hatten. Viele Serben empören sich über die Resolution und weigern sich, den Völkermord anzuerkennen. Ein Gespräch mit Jasna Causevic von der NGO Gesellschaft für bedrohte Völker.
Hunderttausende Menschen haben in den vergangenen Jahren Kuba verlassen. Flüchtlinge auf einem kaum seetüchtigen Boot in der Karibik, September 2022
2024/19 Omar Everleny Pérez, Ökonom, im Gespräch über die desolate wirtschaftliche Lage Kubas

»Die Situation ist explosiv«

Das Rationierungssystem Libreta wurde 1963 in Kuba eingeführt, um die Versorgung der Bevölkerung gerechter zu gestalten. Es half den Menschen durch die eklatanten Entbehrungen nach Auflösung der Sowjetunion und des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe Anfang der neunziger Jahre. Die als »período especial«, als Sonderperiode in Friedenszeiten, bezeichnete Ära wird mit der heutigen tiefen Wirtschafts­krise verglichen, in der weniger rationierte Lebensmitteln verfügbar sind als damals. Das ist ein Grund, weshalb zwischen November 2021 und Januar 2024 rund 600.000 Menschen die Insel in Richtung USA verlassen haben.
Der Letzte macht das Licht aus. Ruine des ehemaligen Diesterweg-Gymnasiums in Berlin-Gesundbrunnen
2024/17 Anja Bensinger-Stolze, Gewerkschafterin, im Gespräch über Bildungs­förderung

»Viele Schüler:innen werden früh eingeschränkt«

Anfang Februar einigten sich Bund und Länder nach langen Verhand­lungen auf das sogenannte Startchancen-Programm, in dessen Rahmen beide zu gleichen Teilen über zehn Jahre 20 Milliarden Euro in rund 4.000 sogenannte Brennpunktschulen investieren werden. Erstmals wurden bei den Kriterien zur Mittelvergabe Migrations­hintergrund und Armutsquote bei der Schülerschaft gesondert berücksichtigt. Ein Gespräch mit der Gewerkschafterin Anja Bensinger-Stolze über Bildungsgerechtigkeit und Finanzierung.
Human Rights Watch
2024/16 Danielle Haas, ehemalige Redakteurin bei Human Rights Watch, im Gespräch über antiisraelische Stimmung in Menschenrechts-NGOs

Jungle+ Artikel »Ich wollte nie die Jüdin im Raum sein«

Auf das Massaker der Hamas vom 7. Oktober reagierten Menschenrechtsorganisationen weltweit mit dem Ruf nach einer »Kontextualisierung« der islamistischen Gräueltaten und fanden kaum empathische Worte für ihre Opfer. Danielle Haas, langjährige Redakteurin des »World Report«, des Jahresberichts von Human Rights Watch zur weltweiten Lage der Menschenrechte, sprach mit der »Jungle World« über die Gründe, ihr Arbeitsverhältnis zu beenden.
»Putin is a Killer«. Von der Russian Democratic Society organisierte Kundgebung vor der russischen Botschaft in London, 25. Februar 2024
2024/15 Petr Nikitin, Gründer der Exilorganisation Russian Democratic Society in Serbien, im Gespräch über oppositionelle Russ:innen in Serbien

»Manche sehen uns als eine Minderheit von Verrätern an«

Seit Beginn der großangelegten Invasion der Ukraine sind Tausende oppositionelle Russen nach Serbien geflohen. Das Land pflegt allerdings weiterhin gute Beziehungen zu Russland. In jüngster Zeit verweigert Serbien wiederholt russischen Staatsbürgern eine Aufenthalts­geneh­mi­gung. Ein Gespräch mit dem Juristen Petr Nikitin, einem der Gründer der Exilorganisation Russian Democratic Society in Serbien.
Wo ist Yahya Sinwar?
2024/14 Yaacov Amidror, ehemaliger Vorsitzender von Israels Nationalem Sicherheitsrat, im Gespräch über eine mögliche Boden­offensive in der letzten Hamas-Hochburg im Gaza-Streifen

»Ich sehe keine Alternative zu einer Bodenoffensive in Rafah«

Der Krieg Israels gegen die Hamas dauert bereits ein halbes Jahr an. Die »Jungle World« sprach mit dem ehemaligen Vorsitzenden von Israels Nationalem Sicherheitsrat, Yaacov Amidror, über Israels umstrittene Pläne für eine militärische Bodenoffensive in Rafah im Süden des Gaza-Streifen, von wo aus Terroristen der Hamas am 7. Oktober ihren Überfall auf Israel unternahmen.
»Wir als Gewerkschaft wurden vieler Rechte und fast aller Hebel beraubt.« Anton Horb, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft des ukrainischen Postunternehmens Nowa Poschta
2024/13 Anton Horb, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft von Nowa Poschta, im Gespräch über Gewerkschaftsarbeit unter Kriegsbedingungen

»Wir kämpfen immer noch für jedes Mitglied«

Die Angestellten von Nowa Poschta, dem größten privaten Post­unternehmen der Ukraine, sind bekannt dafür, dass sie selbst in der Nähe der Front die Auslieferung von Briefen und Paketen gewährleisten. Die Arbeit ist gefährlich, viele der Angestellten sind durch den Krieg zu Flüchtlingen geworden oder kämpfen als Soldaten in der Armee. Außerdem hat die Regierung nach dem russischen Einmarsch von 2022 wichtige Arbeiterrechte ausgesetzt und die Rechte von Gewerkschaften stark beschnitten.
»Rape is not Resistance!«
2024/12 Miki Roitman, israelische Frauenrechtlerin, im Gespräch über die sexuelle Gewalt am 7. Oktober

»Es gibt viele Aussagen von Tätern«

Anfang März veröffentlichte die Uno einen Bericht über sexuelle Gewalt beim Angriff der Hamas und anderer Organisationen auf Israel am 7. Oktober. Demnach kam es zu Vergewaltigungen und Gruppen­vergewaltigungen mit vielen Todesopfern. Die »Jungle World« sprach mit der israelischen Juristin und Frauenrechtlerin Miki Roitman über den UN-Bericht, den Stand der Ermittlungen in Israel über die sexuelle Gewalt am 7. Oktober und die Lage der Geiseln.
Valentina Tereshkov, die erste Frau im All, war eine Russin
2024/11 Julia Ostrowskaja, Juristin, im Gespräch über Geschlechtergerechtigkeit in Russland

»Bei der Geschlechtergleichheit hat sich statistisch nichts geändert«

In Russland sollen auch 14jährige Jugendliche arbeiten gehen, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Gleichzeitig stehen einige Berufe Frauen nicht offen und diese werden auch dazu angehalten, sich um Nachwuchs zu kümmern. Ein Gespräch mit der Juristin Julia Ostrowskaja über Arbeitsproteste und Abtreibungen.