Katers Kabbala

platte buch

Die Katze des Rabbiners ist ein ziemliches Mistvieh, jedoch ein überaus sympathisches und diskussionsfreudiges. Sie meuchelt den schwatzhaften Papagei der Familie – bestehend aus dem Rabbi und seiner Tochter Zlabya – und frisst ihn auf. Dadurch erlangt sie die Fähigkeit zu sprechen, und so nimmt der Comic, der im Milieu der sephardischen Juden in Nordafrika spielt, seinen Lauf.

Die Katze (genauer der Kater) will ein guter Jude werden – mit allem, was dazugehört: Eine Bar Mizwa, eine Feier zur religiösen Mündigkeit, will die Katze haben, und lernen will sie auch, aber nicht wie üblich mit den Grundlagen, also mit Torah und Talmud beginnen. Sie hat ihre eigenen Regeln und möchte mit dem Studium der Kabbala, der mystischen Lehre des Judentums, anfangen.

Ist eine Katze, die in einer jüdischen Familie lebt, jüdisch? Wie ist das mit dem freien Willen? Gibt es Gott, und wenn ja, ist er allmächtig? Was ist der Unterschied zwischen einem Menschen und einer Katze? Was unterscheidet die griechisch-hellenistische Kultur (These, Antithese, Synthese) von der jüdischen Kultur (These, Antithese, Antithese, Antithese …)? Die Katze nimmt uns auf ihre Ausflüge mit und auch in ihre Traumwelten und kommentiert die Diskussionen der Schüler des Rabbis sehr direkt, und sie ist so neugierig, dass sie sich auch für deren Lebenswandel interessiert (Masturbation – okay oder nicht; Bordellbesuche – wenn ja, dann wo?).

Joann Sfar, der in Frankreich bereits so populär ist, dass sein Comic fürs Kino verfilmt wird, hat die Story in faszinierende Bilder umgesetzt.

iris noah

Joann Sfar: Die Katze des Rabbiners. Die Bar Mizwa (Bd.1), Avant-Verlag Berlin, 2004, 48 Seiten, 14,95 Euro