Zurück in die Gegenwart

ich-ag der woche

Zuerst kam die Drohung, wenn es keinen »vernünftigen Kompromiss« bei den Tarifverhandlungen gebe, werde Volkswagen einen Konflikt erleben wie nie zuvor. Das sagte der Betriebsratsvorsitzende des Konzerns, wohl wissend, dass das nicht allzu viel heißt. Dann folgten die Warnstreiks. Schließlich stellte Hartmut Meine, der Leiter des IG Metall-Bezirkes Niedersachsen und Verhandlungsführer bei den Tarifgesprächen mit VW, am 3. November den »Zukunftstarifvertrag« vor.

Der »Zukunftstarifvertrag« ist zwar gegenwärtig, aber er weist auch in die Zukunft. Die im »Zukunftstarifvertrag« festgelegte zukünftige Gegenwart (oder gegenwärtige Zukunft?) ist ein »fairer Kompromiss« (Meine), das heißt, dass die Unternehmer zufrieden sind. Der Verhandlungsführer von VW, Josef-Fidelis Senn, sieht das Konzept des Personalvorstandes Peter Hartz »in allen wesentlichen Punkten umgesetzt«, der Präsident des Verbandes der Autoindustrie, Bernd Gottschalk, erkennt ein »positives Zukunftssignal«.

Der Autokonzern verzichtet auf betriebsbedingte Kündigungen bis Ende des Jahres 2011, die Gewerkschaft auf Tariferhöhungen bis 31. Januar 2007. Dafür erhalten die Mitarbeiter einmalig im kommenden März 1 000 Euro. Personen, die neu eingestellt werden, müssen mit weniger Lohn rechnen. Weil der »Zukunftsvertrag« gleichzeitig das »flexibelste Tarifwerk aller Automobilunternehmen« (Meine) ist, bleibt eine Verlängerung der Nullrunde für die Lohnabhängigen ebenso wenig ausgeschlossen wie eine Verkürzung ihrer Beschäftigungsgarantie.

Hartmut Meine aber sei bei so viel gegenwärtiger Zukunft eine leichte Verwirrung nachgesehen. In seiner Stellungnahme zum Tarifabschluss in den metallnachrichten heißt es: »Bis Silvester 2007 sind die Arbeitsplätze bei VW sicher. Damit haben wir auch die Jobs für unsere Kinder und Enkel erhalten können.«

regina stötzel