Der globale Mittelständler

ich-ag der woche

Als Michael Rogowski, der noch amtierende Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), vor einigen Wochen in einem Interview das Ideal des »ehrbaren Kaufmannes« aus der Versenkung holte, mag er seinen designierten Nachfolger vor Augen gehabt haben: Jürgen Thumann.

Thumann ist geschäftsführender Gesellschafter der Heitkamp und Thumann Gruppe, die 2 000 Mitarbeiter in 16 Ländern beschäftigt, darunter Tschechien, Singapur und China. Der Sitz der Holding ist in Düsseldorf, dennoch wird stets das Werk im sauerländischen Marsberg als erstes erwähnt, wo die »Wurzeln« Thumanns liegen und von wo aus er »die Weltmärkte erobert« hat (Handelsblatt). Seine Firma ist ein Global Player, aber nur ein kleiner. Thumann gilt als bodenständig und zurückhaltend, höflich und unaufgeregt, allenfalls etwas stur. Der 63jährige ist bislang Präsident des mittelständischen Wirtschaftsverbands Stahl und Metallverarbeitung und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Der Pferdenarr war betrübt über den Verlust zweier Goldmedaillen der Reiter bei den Olympischen Spielen.

Und nun soll dieser Mittelständler ab 1. Januar dem BDI vorsitzen, »dem der Ruf einer Lobby der Großkonzerne anhaftet« (Welt). Geht denn das? Es geht. Wie Rogowski hält Thumann weitere Reformen für unvermeidlich und will Subventionen abbauen. Rogowskis Aussage, die gewerkschaftliche Mitbestimmung in den Betrieben sei ein »Irrtum der Geschichte«, stimmte er vorbehaltlos zu.

Na also. Er wird es schon machen. Ganz im Sinne Rogowskis. Davon, dass er nicht so »konfrontativ« wie sein Vorgänger sein soll, werden die Lohnabhängigen sich nichts kaufen können.

regina stötzel