Bis Blut spritzt

platte buch

Diese Platte tut weh und ist brutal, eine Folter für Harmoniebedürftige. Wer dagegen schon schlechte Laune hat, blickt hier in einen Spiegel, und anstatt sich den Kopf an der Wand blutig zu schlagen, kann man sich perfekt mit diesem monströsen Krach selbst martern. Kurz: »Burned Mind« ist eine wunderbare Platte.

Krach als musikalische Kategorie wird ideologisch gerne als Korrelat zu echtem Leben verstanden, als eine Ästhetik, die den ganzen Mist da draußen nicht mehr verschleiern, sondern abbilden möchte. Doch das ist alles schnöde Theorie, und wer Musik von einer Band wie Wolf Eyes hört, der will sein Gehirn ja gerade abstellen und nur noch reine Emotionen und Hass zulassen.

Noise, wie ihn Wolf Eyes produzieren, war lange Zeit nicht mehr angesagt. Wie der Splatterfilm oder Deathmetal, wie eigentlich alle Genres, bei denen es um Extreme geht, hatte der Noise einen Endpunkt erreicht. Mehr Lärm als reiner Lärm ist nicht möglich. Doch in den USA hat sich in den letzten Jahren eine Noiseszene entwickelt, die Krach wieder interessant erscheinen lässt. Bands wie Lightning Bolt, Black Dice oder eben Wolf Eyes verarbeiten Rock, Industrial und elektronische Musik wieder zu etwas, das nicht klingt wie die Apokalypse, sondern höchstens wie eine Warnung davor. Wolf Eyes schrubben auf kaputten und selbst verlöteten Geräten herum, stecken die Garage in Flammen und lassen es einfach nur raus, die Wut, den Hass.

andreas hartmann

Wolf Eyes: Burned Mind. Sub Pop