Der Ungeist aus New York

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Achtung, Achtung, dem Siemens-Konzern droht Schlimmes: Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung befürchtet, der Konzern, der 430 000 Menschen in aller Welt beschäftigt, könne in Zukunft »weniger deutsch« sein. Der Grund liegt darin, dass Klaus Kleinfeld am 27. Januar den Posten des Vorstandsvorsitzenden von Heinrich von Pierer übernehmen wird.

Der sportliche 47jährige, der aus einer Arbeiterfamilie stammt, gilt als ehrgeizig und leistungsorientiert. So weit, so gut. Doch Kleinfeld habe »prägende Jahre« in New York verbracht, und mit ihm sei gleich ein ganzer »Tross amerikanischer Berater« in der Münchener Konzernzentrale eingezogen. »PR-Strategen mit Hollywood-Erfahrung« seien dabei, seinen Amtsantritt zu inszenieren, berichtet die FAS. Kleinfeld habe die US-Geschäfte des Konzerns »mit harten Schnitten saniert und dabei mehrere tausend Stellen abgebaut«, schreibt die Welt. Sollte er in Zukunft Arbeitsplätze schaffen, so gewiss nicht in Deutschland, schließt wiederum messerscharf die FAS. Und der zweite Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, befürchtet gar, der »Ungeist des Shareholder Value« könne mit Kleinfeld Einzug halten.

Das wäre ja nun wahrhaftig etwas ganz Neues bei Siemens, dem Konzern, der im vergangenen Geschäftsjahr mit 3,4 Milliarden nach Steuern einen Rekordgewinn erzielte und vor allem dadurch Schlagzeilen machte, dass er den Beschäftigten in den niederrheinischen Werken Bocholt und Kamp-Lintfort die 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich abrang. Die Drohung, die dortige Handyproduktion nach Ungarn zu verlagern, wirkte.

In einer vorweihnachtlichen Rundmail bereitete der noch amtierende Vorstandsvorsitzende die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Konzerns nun auf »schmerzhafte Einschnitte« in der Zukunft vor. Was er selbst den Beschäftigten abverlangte, waren ja nur Peanuts.

regina stötzel