Schön war die Zeit

platte buch

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Laurent Garnier ist so etwas wie der Sven Väth Frankreichs. Er gilt als Übervater der dortigen Technoszene und ist längst mehr als nur ein DJ, sondern Szenezar, Impresario und erfolgreicher Geschäftsmann.

In seinem Buch »Elektroschock«, einer Mischung aus Autobiographie und musikhistorischer Erzählung, zeichnet er den Weg nach, wie er vom kleinen Plattendreher zum Superstar-DJ wurde. Wie er zur rechten Zeit am rechten Ort war, nämlich Ende der Achtziger in Manchester, als die Stadt gerade ihre Blütezeit als »Madchester« erlebte. Acid lag in der Luft, Ecstasy war noch eine weitgehend unbekannte Droge und der Danceschnuppen »Hacienda« der Nabel der Welt. Und Laurent Garnier war mittendrin. Er wurde Resident-DJ in der Hacienda, machte sich langsam einen Namen und so ging es dann Schritt für Schritt weiter. Zurück in Frankreich gründete Laurent Garnier Mitte der Neunziger ein einflussreiches Elektroniklabel, landete ein paar Hits und trug entscheidend dazu bei, dass in Frankreich die Dance-Explosion der Neunziger nicht verschlafen wurde.

Techno ist alt geworden, das wird beim Lesen dieses Buchs nochmals überdeutlich. Allein schon die Tatsache, dass Laurent Garnier mit Ende 30 ein Buch schreibt, das auch »So war das mit mir und mit Techno« hätte heißen können, unterstreicht diese Feststellung. Man erfährt viel in diesem Buch, viel über die globale Entwicklung von Techno und glücklicherweise wenig von Garniers Ex-Freundinnen oder davon, ob er sein Frühstücksei lieber hart oder weich gekocht hat. Doch gerne hätte man auch noch erfahren, wie es denn nun weitergehen soll, mit Techno, mit dem Elektroschock.

andreas hartmann

Laurent Garnier: »Elektroschock«, Hannibal, Höfen 2005, 290 S. 24, 90 Euro